"Schabernack" heißt die neue CD des Schweizer Ensembles les Passions de l’Ame. Humorvolle Unterhaltungsmusik von Schmelzer, Biber und Fux – vom Kuckucksruf auf der Nasenflöte bis zur liederlichen Gesellschaft der Musquetiere.
Bildquelle: deutsche harmonia mundi
Der CD-Tipp zum Nachhören
Musikalische Scherze und Späße scheinen eine österreichische Spezialität gewesen zu sein. Denn schon im Jahrhundert vor Haydn und Mozart waren es Komponisten aus der Donaumonarchie wie Johann Heinrich Schmelzer, Heinrich Ignaz Franz Biber oder Johann Joseph Fux, die für jeden Schabernack zu haben waren. Schabernack - so heißt auch die neue CD des Schweizer Ensembles Les Passions de L'Ame unter der Leitung der Barockgeigerin Meret Lüthi.
Die genannten Herren waren allesamt höchst angesehene und ernsthafte Kapellmeister, entweder bei hohen geistlichen Würdenträgern oder gar am Kaiserhof in Wien. Sie mussten ihren Herren aber auch die Unterhaltungsmusik für alle Festlichkeiten liefern. Und während etwa der französische Sonnenkönig am liebsten in vollendeter Eleganz Ballett tanzte, ging es am Wiener Hof gern etwas derber und lustiger zu, wie etwa in der Bauernhochzeit, in der Kaiser und Kaiserin als Landleute verkleidet vor alpiner Kulisse feierten. Überhaupt fühlten sich die österreichischen Herrscher seit jeher der Natur ihrer Länder herzlich verbunden und so liebten sie besonders musikalische Tierdarstellungen, von der Nachtigall bis zum Kuckuck.
Großer Beliebtheit erfreuten sich auch musikalische Schlachtgemälde, die nicht nur die martialischen, sondern auch die lustigen Facetten im Leben der Landsknechte schilderten. Und schließlich waren es die Figuren der italienischen Commedia dell'arte, die auch in Wien unzählige Balette bevölkerten, wie hier Scaramuccia bei Johann Heinrich Schmelzer.
Das Ensemble Les Passions de L'Ame macht mit Esprit, Charme und Humor die CD zu einem gelungenen Spaß. Manchmal meint man direkt zu hören, wie die Musiker beim Spielen in sich hinein kichern - als ob sie den Scherz mit dem Komponisten zusammen selbst ausgeheckt hätten. Und weil man nie genug Schabernack treiben kann, hat sich unter die ganzen Österreicher auf der CD ganz unauffällig mit Johann Jakob Walther ein Thüringer geschlichen. Spaß ist eben grenzenlos.
Werke von J. J. Fux, J. H. Schmelzer, H. I. F. Biber und J. J. Walther
Les Passions de l’Ame; Meret Lüthi
Label: deutsche harmonia mundi
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 28. Mai 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK