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CD - Nils Mönkemeyer spielt Die Violasonaten von Brahms

Wer in der Musikgeschichte nach den ganz großen Gefühlsausbrüchen und rücksichtslos nach außen gekehrter Expressivität sucht, der wird nicht unbedingt bei Johannes Brahms fündig. Was ganz und gar nicht heißen soll, dass Brahms ein gefühlsarmer, nur auf tönende Form und Struktur bedachter Komponist gewesen sei. Die Emotionalität seiner Musik mag leiser, kontrollierter, reflektierter sein. Vielleicht aber geht sie gerade deshalb tiefer als vieles, was uns mancher Komponist im Laufe der letzten Jahrhunderte als ganz besonders gefühlsintensiv oder berauschend verkaufen wollte.

Bildquelle: Sony Classical

CD- Tipp 07.12.2015

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Doch Brahms wollte gelegentlich auch anders. Und jene Momente in seinem Schaffen, in denen er mit einer völlig unverstellten, unmittelbaren und fast schon verzweifelt wirkenden Emotionalität zu uns zu sprechen scheint, sind umso überwältigender. Zu ihnen gehört der erste Satz der Sonate für Viola und Klavier in f-Moll, ganz sicher jedenfalls, wenn man ihn in der aktuellen Interpretation von Nils Mönkemeyer und William Youn hört. Die unbedingte Expressivität, mit der die beiden die in dieser Musik auskomponierten Seelenregungen ausloten, sich in wilde Ausbrüche, ins dramatische Dunkel stürzen, wirkt fast schon verstörend. Die Satzbezeichnung Allegro appassionato wird hier wirklich beim Wort genommen. Wer beim 58-jährigen Brahms nach abgeklärter Gelassenheit und Altersweisheit sucht, der muss anderswo fündig werden.

Durchlässig und licht

Umso schöner wirkt die beseelte Intensität, mit der Mönkemeyer und Youn die aufgeheizte Stimmung im anschließenden Andante auffangen. Und mag auch die Dramatik des Kopfsatzes noch mitschwingen, das abschließende Vivace dieser in vieler Hinsicht so extremen Sonate musizieren die Beiden herrlich durchlässig und licht, ganz so, als würden erste Sonnenstrahlen die Konflikte einer heftig aufgewühlten Nacht vertreiben. So macht man nicht nur wunderbar, mit schönstem Bratschenton und filigranem Anschlag Musik, so erzählt man wirklich Geschichten.

Klassischer Romantiker

Aufgesetzt oder gar manieriert wirkt dieser Zugriff in keiner Sekunde. Mönkemeyer und Youn machen nichts, was die Noten nicht hergäben. Das gilt nicht weniger für die Es-Dur-Sonate. Sie ist heller und freundlicher als das Schwesterwerk, umso mehr, als Nils Mönkemeyer die originale, höher liegende Klarinettenfassung spielt. Nach den Abgründen der f-moll-Sonate wird Brahms hier gleichsam wieder zum klassischen Romantiker. Doch altersweise abgeklärt klingt auch sie deshalb noch lange nicht. Die Gefühlswelt des Johannes Brahms, Mönkemeyer und Youn lassen daran keinen Zweifel, bleibt auch in diesem Werk ebenso intensiv wie schwer ergründbar.

Rückhaltlose Intensität, berührende Schönheit

Vielleicht liegt es gerade an der rückhaltlosen Intensität und berührenden Schönheit dieser Interpretationen, dass mich die Ungarischen Tänze auf dieser CD ein wenig kalt lassen. Das liegt gewiss nicht am glänzend aufspielenden Signum Quartett, das Mönkemeyer und Youn in den neuen Arrangements bestens unterstützt. Doch nach den Gefühlswelten, die die beiden in den Sonaten eröffnet haben, wirkt dieser Abschluss eine Spur beliebig. Ein marginaler Einwand angesichts einer insgesamt großartigen Veröffentlichung.

Nils Mönkemeyer spielt Johannes Brahms

Sonaten für Klarinette & Klavier op. 120 Nr. 1 & 2 (Versionen für Viola und Klavier)
Ungarische Tänze Nr. 1, 4, 5 & 16, arrangiert für Viola, Klavier & Streichquartett
Nils Mönkemeyer (Viola)
William Youn (Klavier)
Signum Quartett
Label: Sony Classical

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