BR-KLASSIK

Schon 2001 hat die renommierte französische Sopranistin Sandrine Piau ein Mozart-Arienalbum aufgenommen, damals mit dem Freiburger Barockorchester unter Gottfried von der Goltz. Nicht das Label Auvidis, wie damals, sondern das Label Naïve hat jetzt eine CD herausgebracht, die dokumentiert, wie Sandrine Piau in Mozarts Geburtsstadt auf Ivor Bolton und das Mozarteum Orchester getroffen ist.

Die für Schmerzen verschiedener Art zuständige Tonart f-Moll wählte Mozart in der Oper "Le Nozze di Figaro" für die kurze Arie der Gärtnerstochter Barbarina: Hat die Arme ihre Strick- oder Stecknadel verloren? Oder gar ihre Unschuld? Der pubertierende Page Cherubino wird doch nicht etwa - ein großes Malheur jedenfalls scheint passiert zu sein, glaubt man dem Vortrag von Sandrine Piau. Seit langem hat sie den Ruf einer intelligenten und technisch versierten Textgestalterin, egal ob auf dem Opern- oder Liedsektor. Ihr Stimme hat im Laufe der Jahre an "Rundung" dazugewonnen, an "Körper": Da ist jemand längst dem Soubrettenstadium entwachsen, zeigt uns, was im lyrischen Sopranfach so geht, auf dem Weg von der Natur zur Kunst.

Das Nebeneinander von Lachen und Weinen

Die letzte Station in der Diskografie von Sandrine Piau waren französische Opernraritäten des 18. Jahrhunderts, nach dem Motto "Der Triumph der Liebe". Das Gegenteil führt uns die Sängerin jetzt vor Augen, indem sie uns verzweifelte Heldinnen porträtiert: allesamt aus dem Oeuvre Mozarts, dem Fachmann für das Nacheinander, das Nebeneinander von Lachen und Weinen. Da lassen uns einige bekannte und noch mehr unbekannte Arien darüber nachdenken, ob die Liebe in der Oper eigentlich überwiegend triumphiert oder aber scheitert! Ob sie vielleicht auch manchmal beides gleichzeitig tut.

Genialer Donnerblitzbub

Das Mozarteum Orchester Salzburg demonstriert mit Chefdirigent Ivor Bolton vor allem Besonnenheit. Die Musik des genialen Donnerblitzbubs kann heftiger nach innerem Aufruhr klingen - sie kann aber kaum feinsinniger gesungen werden. An der Wiege Mozarts, wenn man so will, steht mit Sandrine Piau eine seiner sensibelsten Interpretinnen. Die Palette vom  zerbrechlichen Mädchen zur starken Frau breitet sie aus, als wär's ein Kinderspiel.