BR-KLASSIK

So klingt seine Instrumenten-Stimme: Klar, geschmeidig und mit der Fähigkeit, Statements zu setzen. Der Kontrabassist, Komponist und Bandleader Misha-Mullov-Abbado schreibt im Booklet, Melodie, Stimmführung und Groove seien ihm besonders wichtig. Und in seinen Stücken setzt er diese Maxime konsequent um – in Klängen von besonderer Sinnlichkeit.

Mullov-Abbado und seine Band, in der Saxophonist Matthew Herd, Posaunist Tom Green, Pianist Jacob Collier und Schlagzeuger Scott Chapman mitspielen, sind Musiker, die keine Angst vor Schönklang haben. Die den Hörern etwas zum Schwelgen geben und dabei trotzdem nirgends anspruchslos klingen. Sie spielen Töne für Genießer. Und Töne, die besonders gut zeigen, wie warm und leicht zugänglich heutiger Jazz klingen kann. Eine hervorragende Einstiegshilfe für Neulinge – und eine Fundgrube für alle anderen. Enorme Musikalität ist hier zu erleben. Und offenbar fehlte es nicht an Inspiration.

Hörspielartige Szenen

Musik, die nicht vorhersehbar ist und ganz unterschiedliche Einflüsse birgt. Manche der Stücke nehmen sich viel Zeit, sich zu entwickeln. Klangwelten tun sich ganz allmählich auf. Mal formt sich dabei ein Groove, über dem später anmutige Melodien anheben, mal entstehen beinahe hörspielartige Szenen. Da wiehern Pferde, und eine Sprechstimme schaltet sich ein.

Viele starke Momente

Klang-Abenteuer. Überraschungen. Spiellust. Selten gibt es so viele Klangfacetten auf einer einzigen Jazz-CD. Und nach dem Intermezzo offenbar ungezähmter Rösser wird der Hörer plötzlich mit einer ganz anderen Klangwelt konfrontiert. Nämlich: dem ernstesten und zärtlichsten Stück des Albums. Es heißt "Heal me on this cloudy day". Diese Komposition widmete Misha Mullov-Abbado seinem Vater Claudio Abbado, der im Januar 2014 starb. Das Stück erklang zum ersten Mal bei der Beerdigung. In dieser Komposition ist auch die Mutter des Bandleaders zu hören, Geigerin Viktoria Mullova. Der Sohn ist hier in der Melodiestimme mit seinem anderen Instrument vertreten, dem Waldhorn. Die innigsten Klänge einer CD mit vielen starken Momenten: "New Ansonia" von Misha Mullov-Abbado.