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CD - Muzio Clementi Symphonien

Was wurde nicht gelästert über den armen Clementi! In die Musikgeschichte eingegangen ist er als Komponist eher harmloser Sonatinen, mit denen Generationen von höheren Töchtern traktiert wurden. Außerdem mit der eher trockenen Etüdensammlung "Gradus ad parnassum". Noch Claude Debussy machte sich mit einem ironischen Klavierstück in "Children’s Corner" darüber lustig.

Bildquelle: Sony Classical

CD-Tipp 01.02.2017

Der CD-Tipp zum Anhören

Sehr viel heftiger teilte Wolfgang Amadeus Mozart gegen den Konkurrenten aus. An Weihnachten 1781 waren die beiden am Wiener Hof vor Kaiser Joseph II. zu einem Klavierwettstreit angetreten, der unentschieden ausging. In einem Brief an seinen Vater zeichnete Mozart ein miserables Bild von Clementi: "Er hat um keinen kreutzer geschmack noch empfindung - ein blosser mechanicus." Dass Mozart irrte, beweist die neue Doppel-CD mit vier der sechs Symphonien von Muzio Clementi. Das ist klangprächtige, ideenreiche, inspirierte Musik, stilistisch etwa auf halber Strecke zwischen Haydn und Beethoven.

Wahl-Brite aus Italien

Entstanden sind die vier Symphonien in den Jahren nach 1801, als Clementi meist auf Reisen quer durch Europa war. Geboren wurde er 1752 in Rom, schon mit neun Jahren bekam er eine Organistenstelle. Ein englischer Adeliger nahm das Wunderkind mit nach London, wo Clementi nicht nur als Pianist und Komponist Karriere machte, sondern auch erfolgreich einen Verlag und eine Klavierbaufirma betrieb. Wenn Mozart ihn verächtlich einen "Mechanikus" nannte, hatte er so gesehen sogar recht - Geschmack und Empfindung hatte Clementi allerdings sehr wohl. Beethoven hielt große Stücke auf seine Symphonien und Klaviersonaten. Und anders als Mozart bekam Clementi kein Begräbnis 3. Klasse, sondern ein Ehrengrab im Kreuzgang der Londoner Westminster Abbey. Schließlich hatte er den Geschmack der Briten gekonnt bedient: In der 1815 entstandenen Symphonie mit dem Untertitel "The Great National" huldigt er mit einem Zitat der britischen Nationalhymne seiner Wahlheimat.

Ziemlich knackiger Sound

Eine echte Entdeckung ist die Vierte Symphonie, die immer wieder bereits die Frühromantik erahnen lässt. Zu dieser kraftvollen, energiegeladenen Musik passt der historisch informierte, ziemlich knackige Sound, den Dirigent Ivor Bolton dem Salzburger Mozarteumorchester abverlangt. Das klingt lustvoll, dramatisch, aufgekratzt, manchmal allzu rustikal, aber keine Sekunde langweilig. Größter Schwachpunkt dieser Doppel-CD sind die mageren Booklet-Informationen. Man erfährt nicht mal, dass diese Musik teilweise rekonstruiert werden musste – geschweige denn, von wem und wie. Verdienstvoll ist Boltons zupackendes Plädoyer für Clementi trotzdem. Denn obwohl sich große Pianisten wie Vladimir Horowitz oder Arturo Benedetti Michelangeli für ihn einsetzten, wird Clementi immer noch unterschätzt. Das endlich zu ändern, ist eine exzellente Idee.

Muzio Clementi: Symphonien

Symphonie Nr. 1 C-Dur, WoO 32
Symphonie Nr. 2 D-Dur, WoO 33
Symphonie Nr. 3 G-Dur, WoO 34 "The Great National"
Symphonie Nr. 4 D-Dur, WoO 35

Mozarteumorchester Salzburg
Leitung: Ivor Bolton

Label: Sony Classical

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