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CD - Neue Meister Live in Berlin Neunmal neu

Der eine sucht seine Klänge im Gemisch von Synthesizer und Orchester. Der andere verwendet ausschließlich analoge Mittel. Die nächsten konzentrieren sich lieber auf außermusikalische Inhalte und kommentieren mit ihren Stücken aktuelle politische Fragen. Die gefährliche Überfahrt von Menschen auf der Flucht. Oder den Nahost-Konflikt.

Bildquelle: Neue Meister

CD-Tipp 08.03.2017

Der CD-Tipp zum Anhören

Das der Spektrum der auf diesem CD-Doppelalbum versammelten Komponisten ist groß. Es reicht vom Komponisten zeitgenössischer Musik bis hin zum cluberprobten Techno-Tüftler - vom Rihm-Schüler Johannes Motschmann bis hin zu Paul Frick von Brandt Brauer Frick, dem Berliner Techno-Ensemble. Aber Neue Musik, Techno, Klassik: All dies sind nur nutzlose Schubladen. Nehmen wir zum Beispiel Paul Frick: Der hat erst einmal acht Jahre lang Komposition studieren müssen, um Techno zu mögen, sagt er. Heute zählen die Tracks, die er macht, zum Innovativsten, was die Szene der elektronischen Musik zu bieten hat. Selbstverständlich und kunstvoll mischt er Jazz, zeitgenössische Musik und elektronische Klänge ineinander. Oder er schreibt eine Oper. Oder, wie jetzt für Neue Meister, eine im Staccato grummelnde Orchesterkomposition.

Zum Label

Das Label "Neue Meister" gibt es jetzt seit gut einem Jahr. Auf dem Label erscheint Musik der Gegenwart und es sind vor allem junge Komponisten, die hier publiziert werden. Leute wie Francesco Tristano oder Sven Helbig. Außerdem veranstaltet das Label eine eigene Konzertserie mit dem Deutschen Kammerorchester Berlin, bei der ausschließlich Musik zeitgenössischer Komponisten zu hören ist. Neue Meister versucht, an die klassische Musikkultur anzuknüpfen und geht zugleich neue Wege, abseits des Konzertsaals, abseits der distinguierten high brow-Kultur. Mit zeitgemäßer Musik und zeitgemäßem Design.

Tristanos rasiermesserscharfe Rhythmen

Auch Francesco Tristano, den die meisten wohl als erfolgreichen Pianisten kennen, hat ein Stück geschrieben. Eins mit rasiermesserscharfen Rhythmen. Das Klavier steht im Mittelpunkt dieser Komposition namens "Neihou". Durchsetzt von Streicherklängen und Live Elektronik. 12 Minuten getragen von einer klugen Dramaturgie, und in den minimalistischen Strukturen inspiriert von der Detroiter Techno-Szene.

Motschmanns elektronischen Klangfelder

Wie bei Tristano dirigierte das Klavier auch bei dem deutschen Komponisten Johannes Motschmann Kindheit und Jugend. Später hat Motschmann dann Komposition, Musiktheorie und elektronische Musik studiert. Sein Stück "Echoes and Drones" besteht aus breiten elektronischen Klangfeldern, an deren Rändern sich knisternde Streicher verfangen. Rau, melancholisch, zeitgeistig.

Auf den Punkt gespielt

Das Deutsche Kammerorchester Berlin spielt alle Stücke wunderbar. Klar, auf den Punkt. Und mit der nötigen Schärfe. Dann wären da noch Kompositionen von Matthew Herbert, Ben Palmer, Gilad Hochman, Fabian Russ und Henrik Schwarz. Alle kennen sich bestens aus mit elektronischer und mit klassischer Musik.

Jenseits von Kategorien

Überhaupt ist diese Doppel-Live-CD aus dem Berliner DRIVE ein einziges großes UND: Klassik und Elektro, Orchester und Synthesizer. Nicht nebeneinander, nicht als Konfrontation zweier vermeintlich konträrer Welten. Sondern als nahtlose Symbiose. Ohne sichtbare Schnittstelle. Warum auch? Die Doppel-CD präsentiert einfach gute Musik. Und die existiert ja bekanntlich auch jenseits von Kategorien wie Hoch- oder Popkultur.

Neue Meister Live in Berlin

Werke von:
Henrik Schwarz,
Johannes Motschmann,
Federico Albanese,
Francesco Tristano,
Fabian Russ,
Paul Frick,
Ben Palmer,
Gilad Hochman
und
Matthew Herbert

Deutsches Kammerorchester Berlin
Label: Neue Meister

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