BR-KLASSIK

Inhalt

CD - Augustin Hadelich spielt Paganinis Capricen

"Der Mann mit dem vielleicht schönsten Geigenton” - so rühmte ihn das Klassik-Magazin Fono Forum. Gemeint ist Augustin Hadelich, 1984 als Kind deutscher Eltern in der Toskana geboren. Unterrichtet von berühmten Musikern, die in der idyllischen Gegend Urlaub machten, galt Hadelich längst als Wunderkind, als ein Brandunfall ihn schwer verletzte. Doch der Teenager kämpfte sich zurück ins Leben und zur Musik. Heute gilt Hadelich als einer der führenden Geiger seiner Generation. Seine jüngste CD ist einem seiner Lieblingskomponisten gewidmet: Niccolò Paganini.

CD-Cover: Augustin Hadelich spielt Paganini | Bildquelle: Warner Classics

Bildquelle: Warner Classics

Der CD Tipp zum Anhören

Für seine Zeitgenossen war ganz klar: Paganini hatte einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, um seine geradezu dämonische Virtuosität zu erlangen. Für heutige Wissenschaftler war schlicht "EDS" dafür verantwortlich, eine Bindegewebsstörung, die zu überbeweglichen Gelenken führt. Wie auch immer: Die spieltechnischen Gemeinheiten, die Paganini in seinen Geigenkompositionen anhäufte, lassen seit fast 200 Jahren Saiten und Geduldsfäden reißen.

Teuflische Virtuosität

Neben den Violinkonzerten sind die 24 Capricen für Solo-Violine op. 1 Paganinis populärste Komposition - und von diesen ist die letzte Caprice (Thema mit Variationen) am berühmtesten. Komponisten wie Liszt, Brahms und Rachmaninow schrieben eigene Variationen über dieses Thema. Als zusammenhängenden Zyklus jedoch bekommt man dieses Opus 1 bis heute selten zu hören, und das nicht ohne Grund: Da gibt es rasend schnelle Pizzicati - wohlgemerkt mit beiden Händen gezupft -, weite Lagenwechsel, Dezimen, Oktaventriller, fliegende Staccati, Arpeggien und mehrstimmige Doppelgriffpassagen, bei denen man sich schon fragt, ob hier wirklich nur ein Musiker spielt.

Schillerndes Klangkaleidoskop

Der Geiger Augustin Hadelich zeigt nicht nur, dass man das alles ganz ohne Teufelspakt und Gelenksyndrom spielen kann, sondern vor allem, dass die 24 Capricen viel mehr sind als ein Übungskompendium: Bei ihm wird Paganinis Opus 1 zum schillernden Klangkaleidoskop, zum launigen Abenteuer für die Ohren, zum lustvollen Spiel mit Erwartungen. Statt Fingerfertigkeits-Etüden begegnen uns hier temperamentvolle Charakterstücke, in denen Lyrik, Melancholie, Leidenschaft, Humor und sogar opernhafter Melodieschmelz aufblitzen.

Sprühende Musikalität

Im sehr persönlich gehaltenen Booklet seines neuen Paganini-Albums schreibt Augustin Hadelich über den Zyklus, der ihn seit seiner Kindheit fasziniert: "Jede Caprice ist auf ihre eigene Weise schön, originell oder witzig; einige sind meine Freunde, andere aber wilde Tiere, die gezähmt werden müssen!" Das gelingt Hadelich aufgrund seiner technischen Souveränität so überzeugend, dass der rein virtuose Aspekt in sprühender Musikalität aufgeht. Paganini schrieb ja auch als Widmung auf das Titelblatt der Capricen: "Dedicati agli artisti" - und das heißt nicht "Artisten", sondern "Künstler"!

Augustin Hadelich spielt Paganini

Niccolò Paganini:
24 Capricen für Violine solo op. 1

Augustin Hadelich (Violine)

Label: Warner Classics

Sendung: "Leporello" am 12. Januar 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

    AV-Player