Louis Couperin besitzt eine eigenwillige, ja experimentierfreudige Musiksprache, deren harmonische Kühnheiten auch heute noch aufhorchen lassen. Der russische Pianist Pavel Kolesnikov stellt auf seiner neuen CD Suiten des französischen Barockkomponisten vor.
Bildquelle: Hyperion
Der CD-Tipp zum Anhören
Kolesnikov spielt Cembalosuiten von Louis Couperin
Er wurde 1989 in Nowosibirsk als Sohn von Wissenschaftlern geboren und begann schon als Sechsjähriger, intensiv sowohl Klavier als auch Violine zu lernen. Erst nach etwa zehn Jahren beschloss er, sich ganz auf das Klavier zu konzentrieren. Die Rede ist von dem jungen russischen Pianisten Pavel Kolesnikov, der am Konservatorium seiner Heimatstadt sowie in Moskau studierte und bereits mehrere internationale Preise gewann. Aufsehen erregten auch seine ersten CDs, darunter eine Aufnahme mit Mazurkas von Frédéric Chopins, die unter anderem mit dem Diapason d’Or ausgezeichnet wurde. Auf seiner aktuellen CD widmet sich Pavel Kolesnikov ausschließlich der Musik des französischen Barockkomponisten Louis Couperin.
Auf dem modernen Konzertflügel entwickelt barocke Cembalomusik einen speziellen Reiz, dem sich auch viele Anhänger der historisch informierten Aufführungspraxis nicht entziehen können. Und Kolesnikov versteht es meisterhaft, den delikaten Cembalostücken von Louis Couperin ganz neue Nuancen zu entlocken. Ja, der junge russische Pianist eröffnet ihnen ungeahnte Klang- und Ausdruckshorizonte. Mit einer faszinierenden Gestaltungsfantasie lässt er sich auf den schier unerschöpflichen Formenreichtum dieser Musik ein. Beispielsweise in der Allemande aus Couperins Suite in d-Moll: Obwohl sie einem beständigen Viererrhythmus folgt, entfaltet sie doch vielfältig rhythmisierte Melodien und Figurationen.
Geradezu voller Überraschungen und unerwarteter Wendungen ist die Passacaille aus der Suite in g-Moll. Mit ihrem Pendeln zwischen verschiedenen Dur- und Molltonarten sowie ihren raffiniert dissonanten Vorhalten wird sie zum veritablen Hörabenteuer. Louis Couperins zwischen improvisatorischer Freiheit und Suiten-Form fluktuierender Stil ist unverwechselbar individuell und zugleich typisch für die französische Barockmusik. Es ist eine eigenwillige, experimentierfreudige Musiksprache, deren harmonische Kühnheiten auch heute noch aufhorchen lassen. Louis Couperin, der Onkel des berühmten François Couperin, war einer der brillantesten Cembalisten des 17. Jahrhunderts. Er wirkte am Hof Ludwigs XIV. und komponierte zahlreiche Werke für Tasteninstrumente sowie für Instrumentalensembles. Viele seiner etwa 130 Clavecin-Stücke wurden erst nach seinem frühen Tod mit gerade 35 Jahren in Suiten zusammen gestellt. Dennoch zeigen viele dieser Einzelstücke einen deutlichen Tanzcharakter, auch wenn sie dabei fantasievoll ausgestaltete und weit gestreckte Melodiebögen aufweisen.
Pavel Kolesnikov besticht durch sein atmosphärisch dichtes und dabei immer luzid-durchsichtiges Klavierspiel. Er lässt die expressiven, virtuosen sowie avantgardistischen Dimensionen dieser aufregenden Musik in frischem Glanz erstrahlen, indem er alle Klangmöglichkeiten des modernen Konzertflügels voll ausnutzt. Fazit: Die Tastenkunst des Clavecin-Meisters Louis Couperin in neuem Klanggewand – unbedingt hörenswert!
Louis Couperin
Tänze aus dem Bauyn-Manuskript:
Suite d-Moll
Suite g-Moll
Suite A-Dur
Pavel Kolesnikov, Klavier
Label: Hyperion
Sendung: "Leporello" am 25. Juni 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK