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CD - Johann Christoph Pepusch "Venus and Adonis"

Die italienische Oper hatte es schwer in London. Es sei einfacher, zwei oder drei Sänger Englisch zu lehren, als umgekehrt die ganze englische Nation Italienisch. So brachte Colley Cibber, der damalige Leiter des Drury Lane-Theaters, das Problem auf den Punkt.

Bildquelle: Ramée

CD-Tipp 12.09.2016

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Und das ist auch genau der Ansatz von Johann Christoph Pepusch bei "Venus and Adonis", seinem ersten englischen Maskenspiel aus dem Jahr 1715. Der damals seit einigen Jahren in London wirkende Pepusch wurde damit zu einem Wegbereiter für die Aussöhnung der italienischen Oper mit der englischen Sprache. Zusätzlich peppte er die endlosen Secco-Rezitative melodisch auf und gestaltete sie damit kurzweiliger.

Hervorragende Solisten

Mit "Venus and Adonis" nimmt sich das Barockorchester The Harmonious Society of Tickle-Fiddle Gentlemen unter Robert Rawson auch des ersten opernartigen Werks in England an, von dem ein vollständiger Stimmensatz erhalten ist. Die Partien von "Venus und Adonis" sind, wie damals keine Seltenheit, zwei hervorragenden Sängerinnen auf den Leib geschrieben. Auch bei dieser Einspielung sind Spitzenkräfte am Werk. Ciara Hendrick entfaltet als Venus leicht und beweglich ihren klangschönen Mezzo. In der Rolle des Adonis überzeugt die etablierte Sopranistin Philippa Hyde mit rundum souverän-stimmig geführter Stimme und offenem Timbre. Dritter im Bunde ist Mars, gesungen von Richard Edgar-Wilson, der seinen beiden Kolleginnen in nichts nachsteht: Eine kleinere Rolle, die nur im zweiten Teil das dramatische Geschehen anfacht.

Durchsichtiges Klangbild

Sehr tief stapelt - typisch englisch - The Harmonious Society of Tickle-Fiddle Gentlemen. Natürlich spielen hier auch Frauen mit, und das hochkarätig besetzte Ensemble leistet schon einiges mehr, als einfach nur "herumzuklimpern", wie es ihr Name sagt. Auffällig ist das durchsichtige Klangbild, alle Instrumente sind vorbildlich zu orten, die große Klarheit im Ausdruck und eine sorgfältig pointierte Artikulation. Robert Rawson mit seinen Musikern und Sängern macht greifbar, warum der aus Berlin stammende Johann Christoph Pepusch gerade auch mit "Venus and Adonis" in London so großen Erfolg hatte. Nicht zuletzt nach dieser Vorlage gestaltete Georg Friedrich Händel "Acis and Galatea", sein erstes dramatische Werk in englischer Sprache. Eine Ersteinspielung mit Referenzcharakter.

Johann Christoph Pepusch: "Venus and Adonis"

Ciara Hendrick (Mezzosopran)
Philippa Hyde (Sopran)
Richard Edgar-Wilson (Tenor)
The Harmonious Society of Tickle-Fiddle Gentlemen
Leitung: Robert Rawson

Label: Ramée

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