Französisch zu sprechen ist schon nicht jedermanns Sache. Die Grammatik ist komplex, von den Lauten ganz zu schweigen. Die Nasale -en und -on für Nicht-Franzosen eigentlich nur mit Kieferverrenkung machbar… Französisch zu singen ist die Steigerung des Kniffligen: die Sprache will auf die Melodie draufgesetzt, mit der Kantilene verschmolzen werden.
Bildquelle: Deutsche Grammophon
CD-Tipp 21.03.2015
Der CD-Tipp zum Nachhören!
Die musikalische Linie muss fließen und die Worte mit den komplizierten Vokalen sollen trotzdem verständlich bleiben. Und, enfin: Elegant muss es sein, in der Höhe, der Tiefe, der Mittel-Lage. Denn ohne Eleganz ist per se nichts französisch…
Der polnische Tenor Piotr Beczala, dank seiner Muttersprache mit dem Problem nahezu unaussprechbarer Nasale bestens vertraut, hat sich jetzt mit französischen Opernarien auseinandergesetzt. Stücken aus Bizets "Carmen", Gounods "Faust" und Massenets "Werther": Klassiker des Repertoires und trotzdem zu recht gefürchtet.
Grandseigneurs der Opernbühne wie Nicolai Gedda haben da vor Jahrzehnten Maßstäbe gesetzt, die immer wieder schwer zu erreichen sind. Das Heikle an dieser lyrischen Musik ist, die richtige Mischung aus Zurückhaltung und Dramatik zu finden. Sprich, die "Voix mixte", die Mischung aus Kopf- und Bruststimme, so bruchlos durch die Register zu führen, dass sie von der Tiefe bis zum hohen C wie aus einem Guss klingt. Mal singt Beczala die Höhe voll, wie in "Merci, doux crépuscule" von Berlioz; mal mit Bedacht, im piano, wie in Don Josés "La fleur que tu m’avais jetée" von Bizet. Und mal engagiert, leidenschaftlich, wie bei Donizettis "Dom Sébastien".
Piotr Beczala hat sich mit der französischen Oper und den stilistischen Anforderungen des Repertoires eindringlich beschäftigt, das hört man in allen 12 Arien dieser CD "The French Connection" in jeder Phrase deutlich heraus. Das Album ist ganz offensichtlich ein Herzblut-Projekt, für das Beczala mit dem Orchestre de l’Opéra National de Lyon und Diana Damrau künstlerische Partner von ebenbürtigem Niveau gefunden hat. Alles ist feinsinnig und geschmackvoll gestaltet, mit Köpfchen und einer sensationellen Portion Eleganz – Chapeau!
Opernarien von Georges Bizet, Hector Berlioz, Jules Massenet, Charles Gounod und Giuseppe Verdi
Piotr Beczala (Tenor)
Diana Damrau (Sopran)
Orchestre de l'Opera de Lyon
Leitung: Alain Altinoglu
Label: Deutsche Grammophon