BR-KLASSIK

Vertraute Töne. Aber im Zusammenklang: so anders. Neues Feeling. Da rumort Einiges im Untergrund. Das überrascht.

Ein junges Jazztrio spielt Stücke von den Beatles, von Led Zeppelin, Santana und Creedence Clearwater Revival.  Melodien mit Sog- und Signalkraft. Die späten Sechziger.  Aufbruchszeit. Magical Mystery Tour. Psychedelic. Horizont- und Sound-Erweiterung. Das und mehr ist hier da – aber anders instrumentiert und auf erfrischend spielerische Art neu eingefädelt. "Plot" heißen sie als Trio: der Schlagzeuger Philipp Scholz, der Bassist Robert Lucaciu und der Tenorsaxophonist Sebastian Wehle.

Augenzwinkernd und trotzdem ernst

Wenn sich diese Musiker, die sich in Leipzig gefunden haben, hier Rock- und Pop-Klassiker aus den Jahren 1967 bis 70 vornehmen (ja – so konkret ist die Auswahl) , dann passiert eine Zeitreise ins Heute. In ihrer Version klingt diese Musik so jung, wie diese drei Jazzer selber sind. Sie kamen erst gut zwanzig Jahre nach diesen Liedern auf die Welt. Und sie machen sie sich augenzwinkernd zu eigen. Aber doch auch mit dem nötigen Ernst. Und mit Sinn für Schönheiten.  

Entschlackt und elegisch

"The long and winding road": Auch ganz entschlackt und dabei umso elegischer kann dieser Paul-McCartney-Ohrwurm klingen, der, wie Beatles-Fans wissen, auch in schierer Masse ersticken kann. Da scheinen Töne zu kichern, andere dräuen aus unheimlichen Tiefen, und das Saxophon erzählt die Melodie. Faszinierende Bilder entstehen da – und im Booklet der CD werden noch weitere geliefert: Denn da lobt die aktuelle Bachmann-Preisträgerin, die Lyrikerin Nora Gomringer, diese Töne, die sie tiefgründig und besonders vergnüglich findet.

Charmant und kantig

Und das stimmt auch. Leise und zart kann diese Musik sein. Und dann wieder charmant kantig. Funkensprühende Aufnahmen – und doch an keiner Stelle ausschließlich Musik zum Spaß. Immer wieder findet das Trio hier zu einer Intensität, die auch etwas Existenzielles hat. Das klingt nicht nur, das lebt auch.

Für Entdecker und Genießer

Musik von heute – gespielt für Hörer, die sich um Stile vielleicht gar nichts scheren, sich aber an Wiedererkennungs-Effekten mit spannender Verfremdungs-Garantie freuen können. Für Entdecker. Und für Genießer, die auch das Raue mögen. Das vermischt sich hier mit eingängigen Rhythmen und mit einer Spiellust voller unorthodox-jazziger Schönheit. Sperrige Freuden – in musikalischen Plots, die funktionieren.