Zuletzt reisefreudig, jetzt träumerisch: "A Journey" hieß die preisgekrönte Debüt-CD Der Sopranistin Pretty Yende, "Dreams" setzt den nächsten Akzent. Ähnlich wie im Spätsommer 2016 in Turin favorisierte der Shooting-Star auch im Frühjahr 2017 in Mailand italienisches Belcanto-Repertoire.
Bildquelle: Sony Classical
Der CD-Tipp zum Anhören
Hatte Pretty Yende, die sich im lyrischen Koloraturfach bewegt, schon beim ersten Mal Paradestücke mit einbezogen, die von jeher bedeutende Interpretinnen gefunden haben, so greift sie wie beim ersten Album auch nun wieder zu "Lucia di Lammermoor": Der zuletzt berücksichtigten Auftrittsarie der tragischen Heldin, "Regnava nel silenzio", folgt diesmal die populärste aller Wahnsinnsszenen: "Il dolce suono".
Die Stimme klingt ungemein verlockend - und bewegt sich technisch perfekt bis in extreme Lagen hinauf. Intonatorisch untadelig, spürt Pretty Yende den komponierten Linien und Girlanden der Musik konzentriert nach. Was der Darbietung hier und da noch fehlt, ist eine individuelle Note - Persönlichkeit! Aber bei einer 32-jährigen darf und wird die sich noch entwickeln.
Zu den Bühnen, an denen sie ihre sängerische Duftmarke hinterlassen hat, gehören die Mailänder Scala, das Royal Opera House Covent Garden und die MET in New York, gehören Hamburg, Wien, Zürich, München. Es sieht ganz danach aus, als könnte die Südafrikanerin die Erfolgsgeschichte schwarzer Diven fortschreiben: nicht im gleichen Fach wie etwa Leontyne Price oder Shirley Verrett, aber auf benachbartem "Leichtgewichts-Terrain". Verglichen mit Marco Armiliato und dem Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, die an der ersten CD von Pretty Yende beteiligt waren, schlagen sich Giacomo Sagripanti und das Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi genauso wacker, angenehm unprätentiös.
Arien aus Opern von
Charles Gounod ("Roméo et Juliette")
Gaetano Donizetti ("Lucia di Lammermoor", "Linda di Chamounix")
Vincenzo Bellini ("La straniera", "La sonnambula")
und
Giacomo Meyerbeer ("Dinorah - Le Pardon de Ploermel")
Pretty Yende (Sopran)
Ilaria Sicignano (Mezzosopran)
Piero Pretti (Tenor)
Mattia Olivieri (Bariton)
Carlo Lepore (Bass)
Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi
Leitung: Giacomo Sagripanti
Label: Sony Classical
Sendung: "Leporello" am 04. Dezember 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK