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CD - Vladimir Jurowski dirigiert Prokofjew Symphonien Nr. 2 und 3

Der 45-jährige Dirigent Vladimir Jurowski zieht gerade besonderes Interesse auf sich, wird er doch als Nachfolger von Kirill Petrenko an der Bayerischen Staatsoper gehandelt. Derzeit leitet Jurowski drei Orchester: das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, das London Philharmonic Orchestra und das Staatliche Akademische Symphonieorchester der Russischen Föderation. Derzeit erarbeitet Jurowski mit diesem Orchester eine neue Gesamtaufnahme der sieben Symphonien von Sergej Prokofjew. Zum Auftakt hat er bewusst die bei uns kaum gespielten Symphonien Nummer 2 und 3 gewählt - und die haben es in sich.

Bildquelle: Pentatone

Der CD-Tipp zum Anhören

Mit einer futuristischen Symphonie "aus Eisen und Stahl" wollte sich Sergej Prokofjew 1925 im Pariser Exil als Avantgardist profilieren. So sorgen stampfende Rhythmen und schrille Dissonanzen im ersten Satz seiner Zweiten Symphonie für den gewünschten Schockeffekt. Vladimir Jurowski behält selbst im größten Tumult den Überblick und lässt sein Moskauer Orchester, wie von Prokofjew gefordert, messerscharf artikulieren. Ganz anders im zweiten Satz dieser janusköpfigen Symphonie: Da können die Musiker auch ihre lyrischen Qualitäten ausspielen. Originelle Formen, Klangfarben und Instrumentationen hat Prokofjew in diesem Variationensatz ausprobiert. Mit Feinschliff und Einfühlungsvermögen gelingen Jurowski magische Momente von surrealer Schönheit.

Äußerste Ausdrucksintensität

Nicht weniger grell, aber ungleich vielschichtiger und ausgewogener gibt sich die grandiose Dritte Symphonie von 1928, in der Prokofjew Motive aus seiner dämonischen Mittelalter-Oper "Der feurige Engel" verwertete. Jurowski treibt seine famosen Musiker zu äußerster Ausdrucksintensität an, gibt ihnen aber auch Raum für die betörende, unvergleichlich elegante Melodik Prokofjews. Wie Pfeilspitzen lässt Jurowski die jaulenden Glissandi im schaurigen Scherzo durch die Luft sausen - und kehrt damit die Modernität der Partitur hervor. Im Finale der Symphonie schlägt dann die Tragik der Oper mit niederschmetternder Gewalt durch. Ganz ohne aufgesetztes Pathos, allein mit präzise-schlackenlosem Zugriff macht Jurowski die unbarmherzige Schlagkraft dieser Musik geradezu körperlich erfahrbar.

Überzeugendes Plädoyer

Mit seinem auf hohem Niveau agierenden russischen Orchester gelingt Jurowski ein überzeugendes Plädoyer für diese vernachlässigte Musik: Schostakowitsch ist längst durchgesetzt - bitte mehr unbekannten Prokofjew spielen! München kann sich, wenn er denn als neuer Opernchef kommt, auf Vladimir Jurowski freuen.

Vladimir Jurowski dirigiert Prokofjew

Sergej Prokofjew:
Symphonie Nr. 2 d-Moll op. 40
Symphonie Nr. 3 c-Moll op. 44

Staatliches Akademisches Symphonieorchester der Russischen Föderation “Evgeny Svetlanov”
Leitung: Vladimir Jurowski

Label: Pentatone

Sendung: "Leporello" am 23. Januar 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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