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CD - Jean-Philippe Rameau "Zais"

Am Anfang war das Chaos – und ein paar krachende Trommelschläge. Ein genialer Coup des Komponisten, gleich mal das Publikum zu schocken. Schon bei der Uraufführung 1748 mutmaßte ein Kritiker, dass, hätten bei der Entstehung der Erde schon Menschen gelebt, ihnen die Trommelfelle geplatzt wären. Solch einen Lärm, einen Tumult, ja eine veritable musikalische Ursuppe habe da Rameau auf meisterliche Weise angerührt. Es brodelt und dampft in vielen Tonarten und Melodiefetzen, bis sich nach gut zwei Minuten musikalischem Durcheinander das Chaos lichtet und befreiende Ordnung erstrahlt.

Bildquelle: Aparté

CD-Tipp 07.11.2015

Jean-Philippe Rameau: "Zais"

Erde, Wasser, Luft und Feuer. In vollendeter Harmonie bilden die vier Elemente eine Einheit. Der Herrscher des Geschaffenen Oromazès verwaltet all dies mit schöpferischer Gnade und beobachtet dabei Zais, den König der Sylphen, der unsterblich in die Schäferin Zélidie verliebt ist. Doch gerade diese Unsterblichkeit hat einen Haken, denn Zais als unsterbliche Kreatur ist für alle Zeiten von seiner normalsterblichen Angebeteten getrennt. Allein der Gott der Liebe Amor will dem Paar eine Chance geben und erlegt den Verliebten trickreiche Prüfungen auf, um ihre rosaroten Gefühle zu testen. Nach etlichen Verkleidungen und raffiniertem Zauber schaltet sich der universale Oberverwalter Oromazès ein und schenkt der einfachen Schäferin die Unsterblichkeit. Bis ans Welten Ende kann sie mit ihrem Zais glücklich werden.

Farbige Üppigkeit

Ziemlich glücklich kommt diese Einspielung auf die Bühne der Operndiskographie daher. Rameaus heroische Pastorale mit ihrer subtilen Freimaurersymbolik war im vorrevolutionären Frankreich äußerst beliebt. Umso rarer war sie bislang als CD zu bekommen. Doch ihre Innovationskraft und ihre Eleganz kehrt mit Les Talens Lyriques unter Leitung von Christophe Rousset zurück ins Rampenlicht. Strahlend und dank jahrzehntelanger Erfahrung routiniert und doch optimal aufeinander abgestimmt wird musiziert, inszeniert und zelebriert. Dramatisch und in farbiger Üppigkeit entfaltet Rousset eine wahrlich barocke Ausdrucksvielfalt, die von der sprühenden Fantasie des Komponisten zeugt. Das ganz Große und das ganz Zarte, ja Intime prallen binnen Sekunden aufeinander.

Harmonische Produktion

Eine berührend anmutende Sandrine Piau als liebende Schäferin darf ihren tiefen Gefühlen edlen Schönklang in nahezu makeloser Intonation verleihen. Sie hat den glühenderen Liebespart im Vergleich zu Julian Prégardien, der als kämpfender König Zais in den ausgesetzten Stimmungs -und Stimmlagen ein wenig zaghaft klingt. Mehr Virilität könnte man sich hie und da wünschen. Dafür überrascht die Sopranistin Amel Brahim-Djelloul. Ihre beschwörende Hohepriesterin ist ganz aus Fleisch und Blut. Von dem formidablen Solistenseptett einmal abgesehen, der gewiefte Rameau-Kenner Christophe Rousset hat mit dem barocken Spezialistenchor aus Belgien, dem Choeur de Chambre de Namur wahrlich Brüder im Geiste gefunden, um "Zais" als Repertoireaußenseiter auf drei CDs samt schmucken Booklet zu präsentieren. Dass Klang und Gestalt in den kurzweiligen Arien, Duetten und Tänzen oft sehr golden leuchten und risikofreudige Brüche als emotionale Geräuschkulisse eher ausgeblendet sind, ist nur eine kleine Überdosis in dieser ansonsten harmonischen Produktion. Vielleicht liegt es auch daran, dass diese Aufnahme im Herzen des historischen Prunks, nämlich in der Hofoper von Schloss Versailles aus einem Live-Mitschnitt entstanden ist. Angesichts von Rameaus glanzvoller Karriere unter Ludwig XV. wiederum ein sehr stimmiges Detail.

Jean-Philippe Rameau: "Zais"

Julian Pregardien, Tenor – Zais
Sandrine Piau, Sopran – Zélidie
Amel Brahim-Djelloul, Sopran - Une Sylhide/Grande Prêtresse de l'Amour
Choeur de Chambre de Namur
Les Talens Lyriques
Leitung: Christophe Rousset
Label: Aparté

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