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CD - Trio Karénine Französische Klaviertrios

Vor knapp zehn Jahren haben sie sich in Paris gefunden und beschlossen, eine gemeinsame musikalische Zukunft zu beschreiten: Das "Trio Karénine" hat seitdem international von sich reden gemacht. Preise beim ARD-Musikwettbewerb haben dann die Karriere nochmal so richtig befeuert. "Karénine" – der Name kommt von Tolstojs Romanheldin Anna Karenina, deren Leidenschaft und Lebensdrang die drei Franzosen bewundern. Auf ihrer zweiten CD präsentieren sie Klaviertrios von Fauré, Ravel und Tailleferre.

Bildquelle: Mirare

Der CD-Tipp zum Anhören

Der Golf von Biskaya mit seinem mondänen Seebad Biarritz ist heute noch traumhaft, vor hundert Jahren war er ein Tourismus-Magnet für die Schönen und Reichen. Direkt nebenan, in Saint-Jean-de-Luz an der spanisch-französischen Atlantikküste, hat Maurice Ravel 1914 mit der Komposition seines Klaviertrios begonnen. Was beschaulich und pittoresk klingt, wird von ernsthaften Untertönen begleitet: Im August hatte der Erste Weltkrieg begonnen, Ravel sich freiwillig zur Armee gemeldet.

Einzug der Moderne über Nacht

Nicht nur für französische Ensembles wie das Trio Karénine ist Ravels Klaviertrio a-Moll ein absolutes Muss, ein ständiger Begleiter, ein Meilenstein im Repertoire. Es gibt nur dieses, ein zweites Trio hat der Franzose nicht komponiert. Was er zur Gattung zu sagen hat, steckt in den vier Sätzen des Stücks. Komponiert im Bann der Moderne, die sich zwar mit Schönberg im fernen Wien bereits angekündigt hatte, die aber 1913 in Paris mit Igor Strawinskys Ballett "Le Sacre du printemps" über Nacht Einzug hielt. Ein Quantensprung! Quasi von einem Tag auf den anderen gelten neue ästhetische Maßstäbe, auch Ravel muss sich im Baskenland erst darin sortieren und wieder finden.

Poetisch, malerisch, flimmernd

Was er komponiert, ist ein Stück, das trotz der festen, kleinen Besetzung sein Talent für eine farbenreiche und schillernde Instrumentierung zur Geltung bringt. Unglaublich poetisch, malerisch, flimmernd, fantastisch und exotisch, dabei aber niemals beiläufig, kommt es daher. Wie bei Wagner vermischen sich ständig der Klang und seine Farbe, so dass man nie genau weiß, wer und wie viele im Klavier-Geige-Cello-Verbund ihn denn jetzt erzeugen. Das ist die spielerische, künstlerische und instrumentale Herausforderung an Ravels a-Moll-Trio, und das Trio Karénine geht damit gekonnt und lustvoll um.

Vier Sätze in sechzig Jahren

Wenn schon Ravel, dann gern auch Fauré – die meisten Ensembles kombinieren diese beiden Klaviertrios auf ihren CDs. Auch das Trio Karénine. Die drei allerdings nehmen noch ein drittes Stück mit auf, das wohl kaum jemand kennt: Germaine Tailleferre, die einzige Frau der "Groupe de Six", schreibt ihr Klaviertrio kurz nach Ravel, 1917, mitten im Krieg. Zumindest die beiden ersten Sätze. Zwei extravagante Miniatur-Dramen, erzählerisch-aufwühlende, impressionistische und doch ganz eigenwillige Musik. Sechzig Jahre benötigt Tailleferre dann, um auch Satz drei und vier dranzuhängen, die dann gepflegter, braver, fast abgeklärter klingen. Ein Hoch also vor allem auf den unabhängigen Geist der jungen "Compositrice"! Ganz neu kennenlernen darf man – dank des " Karénine auf höchstem interpretatorischen Niveau – alle vier Sätze ihres Klaviertrios. Für die Zukunft: gerne mehr von solchen Entdeckungen und Kombinationen. Chapeau, Trio Karénine!

Trio Karénine: Fauré - Ravel - Tailleferre

Gabriel Fauré:
Klaviertrio d-Moll op. 120
Maurice Ravel:
Klaviertrio a-Moll
Germaine Tailleferre:
Klaviertrio

Trio Karénine

Label: Mirare

Sendung: "Piazza" am 04. August 2018, 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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