Das spätromantische Orgelschaffen Max Regers ist ein wahrer Kosmos. Ist Kompendium und Ausdruck einer labyrinthischen musikalischen Phantasie – nicht nur was die Vielgestaltigkeit der Satzarchitekturen betrifft, sondern auch die teils strengen, teils geradezu wuchernden kontrapunktischen Texturen, die überbordende Harmonik, den Farbenreichtum.
Bildquelle: Oehms Classics
CD-Tipp 08.06.2015
Der CD-Tipp zum Nachhören!
Die Regers lebenslanges Vorbild Bach nicht verleugnende Gigue zeigt sich da in ihrer verspielten Motorik als geradezu durchsichtig, ja minimalistisch. Als tänzerisch inspirierte Miniatur gehört sie zu den zwölf Stücken op. 80, und drei solcher Sammlungen charaktervoller Einzelsätze hat Bernhard Buttmann für seine jetzt veröffentlichte dritte Box aufgenommen. Auch die dreizehn meisterlichen Choralvorspiele op. 79b – die durchaus einen Fundus bilden fürs exemplarische Spiel im kirchlichen, möglicherweise sogar liturgischen Rahmen. Ebenso die zwölf Monologe op. 63, zu denen keineswegs nur Kleinformatiges gehört, wie die mächtige, fast elf Minuten dauernde Passacaglia f-Moll zeigt.
Bernhard Buttmann spielte das dargebotene Programm, zu dem neben den drei genannten Zyklen und kleineren Stücken ohne Opuszahl auch monumental-orchestral gedachte Werke gehören, auf vier verschiedenen, trefflich ausgewählten Orgeln ein. Auf Instrumenten in Bremen, Landsberg, Ulm. Und – etwa im Falle der Symphonischen Fantasie und Fuge op. 57 – in Kevelaer an der mächtigen, 1907 als größtes Instrument des damaligen deutschen Reiches gebauten Seifert-Orgel der Marienbasilika mit ihren 131 Registern. Herb-expressiv oder sublim und zart – die jeweilige Klangdisposition der Stücke und das sensible Timing seiner sehr überzeugenden Interpretationen ist ausgerichtet auch an einer optimalen Transparenz der komplexen musikalischen Vorgänge. Buttmann dialogisiert mit den Räumen. Und zugleich versteht er es, jener Anmutung improvisatorischer Freiheit Flügel zu verleihen, die aufgehoben ist in der Reger’schen Form- und Metamorphosenkunst. Sein Musizieren entfaltet eine Aura der Zeit-Entrücktheit, welche es dem Hörer leicht macht, einzutreten und sich heimisch zu fühlen – sogar im Labyrinthischen.
Drei Choralphantasien op. 52
Symphonische Phantasie und Fuge op. 57
Orgelsonate Nr. 2
Präludium und Fuge gis-Moll
Zwei Transkriptionen (Präludium & Fuge fis-Moll; Romanze a-Moll)
Monologe - 12 Stücke für Orgel
13 Choralvorspiele op. 79b
12 Stücke für Orgel solo op. 80
Bernhard Buttmann (Orgel)
Label: Oehms