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CD - Roberta Mameli und Luca Pianca "Anime amanti"

Zwischen Früh- und Spätbarock, Monteverdi und Vivaldi liegt seit Jahren ihre künstlerische Heimat: Die römische Sopranistin Roberta Mameli hat sich schon an vielen großen Aufnahmeprojekten beteiligt, auf dem Opernsektor zuletzt an der verdienstvollen Ersteinspielung von Antonio Salieris " Schule der Eifersüchtigen". "Anime Amanti" lautet jetzt ein Solo-Album: Roberta Mameli hat dafür nur einen einzigen Musiker zur Seite - den Lautenisten Luca Pianca.

Bildquelle: Alpha Classics

Der CD-Tipp zum Anhören

Was für ein Klageruf: dieses "Lamento d'Arianna"! Mit ihm hat der Pionier und Visionär Claudio Monteverdi einen Geniewurf gelandet. Es ist das einzige erhaltene Fragment einer verlorenen Opernpartitur von 1608. Mit satztechnischen Mitteln, die für Gänsehaut sorgen, spiegelt der Komponist Affekte wie Schmerz, Reue, Auflehnung. Durch wenige Töne tun sich Abgründe auf, Schattenseiten und Verletzlichkeiten der menschlichen Seele.

Abwechslungsreichtum der Farben

Von Barbara Strozzi ist das berühmte "L’eraclito amoroso” mit auf der CD. Unter den auf Komponistenseite wie stets dominierenden Herren, einem halben Dutzend in diesem Fall, sind Giulio Caccini und Sigismondo d’India neben Claudio Monteverdi mit je vier bis fünf Stücken vertreten. Man staunt über den Abwechslungsreichtum der Farben in diesem siebzigminütigen Programm: Mit kleiner Besetzung einen großen Spannungsbogen zu schlagen, ihn nirgends abbrechen zu lassen, ist der Ehrgeiz. Und siehe da - es gibt keine "Leerstellen".

Hochziseliert und blitzsauber poliert

Dass Roberta Mameli in ihren Anfängen das Gehör auch durch ein Geigenstudium geschult hat, ist ihrem betörenden Gesang bis heute anzumerken: ausdrucksstark, variabel, intensiv! Einer solch hervorragenden Interpretin der Alten Musik ab sofort nicht mehr nur in flüchtigen Live-Konzerten auf Podien zwischen Mailand und Amsterdam, Wien und Paris begegnen, sondern jederzeit auch eine repräsentative Solo-CD von ihr aus dem Regal ziehen zu können: Wirklich erfreulich ist das! Auch wegen des Begleiters: Luca Pianca spielt hier unter anderem auf einer in G gestimmten Erzlaute mit dreizehn einfachen Chören, acht Saiten am ersten Wirbelkasten, fünf frei schwingenden Basssaiten. Wem das jetzt nichts sagt, der kann sein Wissen über historische Lauten im Booklet erweitern. Luca Pianca hat gute Gründe für seine Instrumentenwahl, die er durch sein hochziseliertes, blitzsauber poliertes Spiel rechtfertigt. Eine Empfehlung für kalte Winterabende, an denen man Lust auf Oper hat, aber nicht nach draußen möchte.

"Anime amanti"

Szenen und Arien von
Claudio Monteverdi ("Il Lamento di Arianna", "Ohimé ch’io cadò", Scherzi musicali: "Ecco di dolci raggi il sol armato", "L’Incoronazione di Poppea": "Addio Roma!")
Giulio Caccini ("Le nuove musiche": "Dolcissimo sospiro", "Belle rose porporine", "Dovró dunque morire", "La bella man vi stringo", "Amarilli mia bella")
Barbara Strozzi ("L’eraclito amoroso")
Sigismondo d’India ("Voi ch’ascoltate in rime sparse", "Vorrei baciarti o filli", "Lamento di Didone", Primo libro di musiche da cantar solo: "Ma che? Squallido e oscuro")
Andrea Falconieri ("Allemanda la villega", "La soave melodia", "Corrente")
Pietro Paolo Raimondo (Ricercata)
und
Tarquinio Merula ("Folle è ben che si crede")

Roberta Mameli (Sopran)
Luca Pianca (Laute)

Label: Alpha Classics

Sendung: "Leporello" am 21. November 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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