BR-KLASSIK

13 Mal war Miklós Rózsa im Lauf seiner Karriere für den Filmmusik-Oscar nominiert, dreimal erhielt er ihn, zuletzt für seine Musik zum Bibelfilm-Klassiker "Ben Hur". Und wenn es ein Komponist je geschafft hat, in Hollywoods Traumfabrik seinen ganz persönlichen Stil zu erhalten und durchzusetzen, dann der gebürtige Ungar Rózsa.

Ob "Der Dieb von Bagdad" (1939/40), dessen Produktion infolge des Kriegsausbruchs von London nach Los Angeles verlegt wurde, "Das Dschungelbuch" (1942) oder "Ben Hur" (1959): Rózsas vermeintlich frühchristliche Klänge zu den großen Bibelsujets der 50er Jahre und seine "Orientalismen" sind mindestens so ungarisch wie orientalisch und geprägt von den frühen Erfahrungen des Geige spielenden Kindes mit der ungarischen Volksmusik.

Kunstanspruch und Kommerz

Hinzu kommt, sicherlich auch aufgrund von Rózsas Studium am Leipziger Konservatorium, sein Drang zu struktureller Klarheit und fugierten Motiven. Kurz: Rózsa nahm sich und seine Kunst ernst, schrieb in den Ohren seine Studiobosse vielfach mehr für die "Carnegie Hall" als für ein breites Kinopublikum und nannte seine Autobiografie bezeichnender Weise "A Double Life" – nämlich zwischen Konzertanspruch und cineastischer Gebrauchsästhetik. Rumon Gamba und das BBC Philharmonic wählen genau diesen seriösen Interpretationsansatz, der zweifellos auch für den Komponisten der einzig angemessene war. Mag sein, dass es sich hier "nur" um Kinomusik handelt. Ein aufmerksamer Blick in die Partituren verrät aber zugleich, wie gekonnt diese Musik inszeniert ist und dass sie zweifellos mehr sein wollte als glatte Hollywood-Unteruntermalung. Zwar gibt es inzwischen von Rózsas großen Filmkompositionen einige Einspielungen auf CD. In ihrer Differenziertheit und ihrem wunderbar homogenen Orchesterklang rangiert aber die vorliegende Neueinspielung in vorderster Reihe – vielleicht, weil in Großbritannien auch Filmmusik von Orchestern ernst genommen wird.