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CD - Antonio Salieri "Les Danaides"

Wie unfair, Salieri immer nur als Rivalen Mozarts zu betrachten! Der Italiener, dessen Lebensbahn von Venetien auf Umwegen über Frankreich nach Wien führte, stand zeitweise auch im Schatten Christoph Willibald Glucks.

Bildquelle: Ediciones singulares / Palazzetto Bru Zane

CD-Tipp 24.06.2015

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Aus diesem Schatten trat Salieri eines Tages entschlossen mit einer Oper heraus: "Les Danaides / Die Danaiden" wurden 1784 in Paris aus der Taufe gehoben. Das Textbuch schrieb ausgerechnet der durch Gluck bekannte Librettist Ranieri de‘ Calzabigi.
Eine Frau gerät zwischen die verfeindeten Fronten von Vater und Liebhaber: Hypermnestre kämpft hartnäckig und erfolgreich um ihren Lyncée. Danaüs hingegen, der arme Vater, überlebt die Oper nicht. Nur das Liebespaar wird gerettet, sobald Calzabigi-Salieri, als wär’s ein Blockbuster im Kino, auf der Bühne ein Erdbeben und jede Menge höllische Dämonen losbrechen lassen.

Originelle und eigensinnige Instrumentation

Bei Nischenrepertoire steht immer die Komposition im Fokus, nicht die Interpretation: Da relativieren sich Enttäuschungen über kaum mehr als durchschnittliche Gesangsleistungen. Betrachtet man etwa die Sopranpartie der Hypermnestre, so wirkt die Stimme der HolländerinJudith van Wanroij in der Höhe spitz und schneidig, bisweilen übersteuert. Besser schlagen sich Tenor und Bariton in den rivalisierenden Männerrollen, der Franzose Philippe Talbot und der Grieche Tassis Christoyannis. Großartig bewährt sich das bekannte Ensemble Les Talens Lyriques: rund vierzig Musikerinnen und Musiker, die mit ihren Originalinstrumenten ein charaktervolles Klangbild erzeugen, besonders durch die Bläser. Dirigent Christophe Rousset hat zentralen Anteil daran, dass man die Instrumentation Salieris als originell und eigensinnig wahrnimmt: Eine klangfarblich faszinierende Partitur ist das, die man da im französischen Metz zum Leben wiedererweckt hat!

Antonio Salieri: "Les Danaides"

Judith van Wanroij, Sopran – Hypermnestre
Philippe Talbot, Tenor – Lyncée
Tassis Christoyannis, Bariton – Danaüs
Katia Velletaz, Sopran – Plancippe
Thomas Dolié, Bass – Pélagus
Les Chantres du Centre de musique baroque de Versailles
Les Talens Lyriques
Leitung: Christophe Rousset
Label: Ediciones singulares / Palazzetto Bru Zane

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