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CD - Alexander Sladkovsky dirigiert Schostakowitsch Die fünfzehn Symphonien

Sie residieren rund 800 Kilometer östlich von Moskau, die gut 100 Musiker des Tatarstan National Symphony Orchestra - in Kasan, der Hauptstadt der autonomen Republik Tatarstan. Die Einheimischen sehen sie nach Moskau und St. Petersburg gerne als dritte russische Hauptstadt. Neben dem sogenannten Kasaner Kreml, der fast fünfhundert Jahre alten Zitadelle, erhebt sich die ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert stammende orthodoxe Mariä-Verkündigungs-Kathedrale, und gleich daneben mit der Kul-Scharif-Moschee das zweitgrößte muslimische Gotteshaus Europas.

Bildquelle: Melodia

Der CD-Tipp zum Anhören

Neben solchen eindrucksvollen Baudenkmälern bietet Kasan auch musikalisch so manches, zum Beispiel das 1967 gegründete Symphonieorchester, das sich in den letzten Jahren zu einem der besten der ehemaligen Sowjetunion entwickelt hat. 2010 wurde Alexander Sladkovsky Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Orchesters und hat es mittlerweile auf ein künstlerisches und spieltechnisches Niveau gebracht, das manchen vom "Wunder von Kasan" schwärmen lässt. Auf einer Europa-Tournee im Dezember 2016 machte das Nationale Symphonieorchester von Tatarstan erstmals jenseits der russischen Grenzen wirklich auf sich aufmerksam. Nachdem Sladkovsky im vergangenen Jahr eine hochgelobte Aufnahme der sechs Solokonzerte Dmitri Schostakowitschs vorgelegt hat, lässt er nun die fünfzehn Symphonien des sowjetrussischen Großmeisters folgen, ebenfalls in einer bemerkenswerten Interpretation.

Mögliche Alternative und überzeugende Lesart

Sladkovsky wählt breite Tempi, sein Schostakowitsch ist wuchtig und oft dramatisch, während ihm die ironischen Brechungen, der groteske Sarkasmus, die Momente bewusster Überdrehtheit, die sich immer wieder bei Schostakowitsch finden und die viele Interpretationen betonen, eher am Rande interessieren. Sladkovsky liefert eine Deutung, die die politische Dimension dieser Musik vielleicht in den Hintergrund rückt, stattdessen den reinen, gewissermaßen überzeitlichen musikalischen Gehalt dieser großartigen Symphonik betont. Die Frage, ob Schostakowitsch damit nicht allzu sehr zum Klassiker wird und seiner Musik auf diese Weise wichtige Facetten abhandenkommen oder ob man ihr so nicht gerade gerecht wird, lässt sich grundsätzlich kaum beantworten. Sladkovsky bewegt das Pendel, das in den letzten Jahren und Jahrzehnten weit in Richtung eines politischen Schostakowitsch ausgeschlagen ist, in die andere Richtung. Damit liefert er auf jeden Fall eine mögliche Alternative und überzeugende Lesart. Und sein Orchester folgt ihm hingebungsvoll und auf hohem technischem wie musikalischem Niveau.

Dmitrij Schostakowitsch: Die fünfzehn Symphonien

Tatarstan National Symphony Orchestra
Leitung: Alexander Sladkovsky

Label: Melodia

Sendung: "Leporello" am 09. Mai 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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