BR-KLASSIK

In nicht einmal zwei Monaten, zwischen Juni und Juli des Jahres 1842 komponierte Robert Schumann seine drei Streichquartette. Dabei waren ihm die Quartette Mendelssohns und Beethovens eine wichtige, nicht zu überhörende Inspirationsquelle. Wahrscheinlich erklangen Schumanns Quartette erstmals im September 1842 zum Geburtstag seiner Frau Clara, die sich darüber "bis in's Kleinste" in ihrem Tagebuch entzückte. Jetzt hat sich das Stradivari Quartett der drei Schumann-Werke angenommen.

Drei Mitglieder des jungen Ensembles spielen auf Instrumenten des italienischen Geigenbauers Antonio Stradivari. Seit seinem Debüt im September 2007 hat sich das Stradivari Quartett mit jährlichen Tourneen um die ganze Welt zu einem der führenden europäischen Streichquartett-Formationen entwickelt.

Feine Rubati und Klangfarbenmischungen

Eruptiv und gleichzeitig ungemein präzise intoniert das Stradivari Quartett die zum Teil trommelartigen Rhythmen im Scherzo-Satz von Schumanns erstem Streichquartett. Dabei erhöhen sie deren dramatische Spannung noch durch kleine und hochvirtuos umgesetzte Akzentverschiebungen. Raffinement zeigt das perfekt aufeinander abgestimmte Ensemble auch in seinen feinen Rubati und Klangfarbenmischungen sowie im sensiblen Dialog untereinander. Die doppelbödige Schlichtheit im Kopfsatz des dritten Streichquartetts gelingt ihnen als subtil hintergründiges Wechselspiel aus lichten und verschatteten Tonfällen.

Spielerischer Charme und große Einfühlung

Wie im Klavierwerk scheint Schumanns romantische Quartettpoesie oftmals etwas zu erzählen, ja manchmal schon begonnen zu haben, bevor der erste Ton erklingt. Dem mal Träumerischen, mal Hochdramatischen, mal Ironischen oder mal Abgründigen dieser Gedankenmusik spüren die vier Streicher mit spielerischem Charme und großer Einfühlung nach. Fazit: Meisterhaft und hingebungsvoll widmet sich das Stradivari Quartett dem Schumann'schen Ausdrucks- und Gedankenkosmos in seiner ganzen Vielfalt. Das macht diese neue Einspielung der drei Schumann-Streichquartette rundum empfehlenswert.

Sendung: "Leporello" am 28. Februar 2018, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK