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CD - Sergej Tanejew Streichquintette

Er war schon zu seinen Lebzeiten umstritten, galt als rückwärtsgewandt und schwer verständlich. Die Rede ist von Sergej Tanejew, dessen Tod sich 2015 zum 100. Mal jährte. Als Professor für Kontrapunkt, Formenlehre und Klavier zählten Skrjabin, Rachmaninow und Glière zu seinen Schülern. Allerdings steht der Tschaikowsky-Schüler Tanejew selber bis heute im Schatten seiner komponierenden Zeitgenossen. Dabei hinterließ er ein vielfältiges kompositorisches Oeuvre mit einer Oper, einigen symphonischen Werken sowie Klavier- und Kammermusik.

Bildquelle: Dabringhaus und Grimm

CD-Tipp 20.01.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Mit zupackendem Schwung und röntgenscharfer Klarheit intonieren Peter Wispelwey, Alexander Zemtsov und die Niederländer Tanejews mit zwei Celli, zwei Bratschen und einer Geige klanglich eher dunkel timbriertes Streichquintett op. 14 in G-Dur. Dass der Komponist die russische Musik aus dem Geiste der Polyphonie erneuern wollte,  wird in der kontrapunktischen Meisterschaft dieser Kammermusikwerke immer wieder deutlich. Am Ende des im Jahr 1901 komponierten Streichquintetts op. 14 steht sogar eine komplex gestrickte und zugleich hochexpressive Tripelfuge die in einen dunkel-verhangenen Abgesang mündet. Mit ihrem Mut zu nüchterner Transparenz und zuweilen schroffen Intonationen verdeutlichen die Musiker um das Utrecht String Quartet die streckenweise durchaus vorwärtsweisende Modernität dieser kontrastreich verästelten Stimmengewebe.

Freundlich, nicht ohne Eindunklungen

Nur wenige Jahre nach dem Streichquintett op. 14, und zwar 1904 vollendete der Komponist sein Streichquintett op. 16 in C-Dur, das nicht zuletzt wegen seiner Besetzung mit einem Cello, zwei Bratschen und zwei Geigen einen helleren, freundlicheren Charakter als sein Vorgänger hat. Allerdings zeigt auch dieses Werk in seinem c-Moll-Finalsatz eine düster-tragische Anmutung, die an die vielbeschworene Zerrissenheit der "russischen Seele" denken lässt.

Brillante Aufnahmetechnik

Insgesamt lässt sich in beiden Streichquintetten Sergej Tanejews kaum überhören, wie nachhaltig sein Schaffen von der Kunst der Polyphonie, insbesondere der Johann Sebastian Bachs geprägt wurde. Dass dieser eigenwillige Komponist die Wiederentdeckung lohnt, stellen Peter Wispelwey, Alexander Zemtsov und das Utrecht String Quartet eindrucksvoll unter Beweis.  Ihre neue CD überzeugt auch klanglich durch eine brillante Aufnahmetechnik mit direkter Mikrophonierung.

Sergej Tanejew: Streichquintette

Quintett G-Dur für 2 Violinen, Viola und 2 Violoncelli, op. 14
Quintett C-Dur für 2 Violinen, 2 Violen und Violoncello, op. 16
Utrecht String Quartet
Alexander Zemtsov (Viola)
Peter Wispelwey (Violoncello)
Label: Dabringhaus und Grimm

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