BR-KLASSIK

"Alle Jahre wieder ..." bricht pünktlich zur Weihnachtszeit der allseits bekannte Lieder-Kanon über uns herein. Das ist einerseits schön, bisweilen geht es aber auch zum einen Ohr 'rein und zum anderen gleich wieder 'raus. Das in München beheimatete Vokalensemble "Singer Pur" ergreift mit seiner neuen CD musikalische Gegenmaßnahmen, um den Überdruss zu stoppen und uns sattsam bekanntes Liedgut auf eigene Weise näher zu bringen: eine Art Frischzellenkur mit einigen Überraschungen.

Zu Letzteren gehört etwa die Tatsache, dass  keineswegs jedes der 24 Lieder neu arrangiert wurde sondern einzelne Kompositionen schlicht im Original erklingen. Regers "Und unser lieben Frauen Traum" zum Beispiel. Überhaupt ist "Schlichtheit" eines der wichtigen Attribute dieser CD. Denn nichts verhilft der vermeintlich "staden" Zeit wirksamer zu ihrem Recht als die fast unschuldige Reinheit solch exzellenter Stimmen, wie sie dieses  Vokalsextett zu bieten hat: fünf Herren und, als Tüpfelchen auf dem i, ein Frauendiskant.

Ohne anbiedernden Beigeschmack

Manche der bekannten Melodien freilich erblickt erst nach einem verspielten Anfang das Licht der Welt, so wie in Reiko Fütings Arrangement von "O Heiland reiß die Himmel auf". Es gehört zu jenen gewitzten Arrangements, die "Singer Pur" auf dieser CD den Originalen gegenüberstellt: Sätzen von Johann Eccard, Johann Sebastian Bach, Max Reger oder Hugo Distler. Das gilt auch für Bernard Hofmanns raffiniert verschleierten Satz des altbekannten Nikolaus-Liedes "Lasst uns froh und munter sein" mit seiner popmusikalischen Affinität. Auch dieser Aspekt findet Rücksichtigung, denn dafür steht der Name "Singer Pur". Aber das Wohltuende bei alledem ist, dass hier jeglicher anbiedernde Beigeschmack vermieden wird. Eher hat man den Eindruck, dass die sechs Sänger bei dieser Zusammenstellung in ihrem Schatzkästlein ganz tief gegraben – und dabei auch die traditionelle bayerische Folklore keineswegs ausgeklammert haben.