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CD - Bedrich Smetana "Mein Vaterland"

Mit Beginn der neuen Saison hat der 35-jährige Tscheche Jakub Hrůša sein Amt als fünfter Chefdirigent in der Geschichte der Bamberger Symphoniker übernommen. Nun ist in Koproduktion mit BR-KLASSIK die erste gemeinsame CD von Hrůša und den Bambergern erschienen. Eingespielt haben sie ein monumentales Bekenntniswerk, das Hrůša seit seiner Kindheit vertraut ist und das die böhmischen Wurzeln der Bamberger Symphoniker berührt: den Zyklus der sechs Tondichtungen "Mein Vaterland" von Friedrich Smetana.

Bildquelle: Tudor

CD-Tipp 02.11.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Was für ein magischer Anfang! Mit den poetischen Harfenklängen eines Barden beschwört Friedrich Smetana gleich zu Beginn von "Mein Vaterland" eine mythische Stimmung aus uralter Zeit herauf. Jakub Hrůša gibt seinen Bamberger Musikern alle Zeit der Welt, ihre Instrumentalfarben nach und nach ins Geschehen einzubringen und ihre gerühmten Qualitäten auszuspielen: das runde Blech, das warme Holz, den edlen Streicherklang. Gemeinsam lassen sie in der ersten Tondichtung die sagenhafte Prager Königsburg auf dem Berg Vyšehrad in all ihrer Pracht erstrahlen.

Verblüffender Nuancenreichtum

Auch das bekannteste Stück des Zyklus, "Die Moldau", hört man bei Hrůša und den Bamberger Symphonikern mit einem Nuancenreichtum, der verblüfft. Selten erlebt man es, dass ein Dirigent derart genau im Detail arbeitet - und mit flexibler Tempogestaltung doch dem freien Atem der Musik folgt, ihrem natürlichen Fluss. Hrůša entdeckt in der "Moldau" vorimpressionistische Stimmungen und lässt die Paare in der Bauern-Polka graziös ihre Runden drehen.

Lodernde Dramatik

So wird aus einem abgespielten Klassik-Hit wieder ein spannendes Hörstück. Einen schroffen Kontrast dazu bildet in "Mein Vaterland" die dritte Episode um die Maid Šarka und ihr männermordendes Amazonenheer. Mit federnder Energie entwickelt Hrůša hier lodernde Dramatik.

Idyllisches Naturbild

Ähnlich wie die "Moldau" zeichnet auch der vierte Teil "Aus Böhmens Hain und Flur" ein idyllisches Naturbild. Mit leidenschaftlicher Hingabe und fein ausgehörten Details kostet Hrůša Smetanas Melodienreichtum wunderbar aus. Wem da nicht das Herz aufgeht …

Verinnerlichte Lesart

Hrůšas Sehnsuchtston geht unter die Haut, seine verinnerlichte Lesart von Smetanas "Vaterland" entfaltet eine zarte Melancholie. Seine breiten Tempi vermag er mit seinen Musikern beseelt auszufüllen. Auch in den letzten beiden Teilen des Zyklus, die den Freiheitskampf der Hussiten verherrlichen, meidet Hrůša heroisches Säbelrasseln und nationales Pathos. Stattdessen verströmt der Zyklus hier kitschfreies Heimatgefühl fern aller folkloristischen Klischees. Mit echter Hingabe, hoher Spielkultur und glutvollem Klang folgen die Bamberger Symphoniker ihrem neuen Chef - offenbar ein Glücksfall für das Orchester.

Bedrich Smetana: "Mein Vaterland"

"Má Vlast – Mein Vaterland", Zyklus Symphonischer Dichtungen

Bamberger Symphoniker
Leitung: Jakub Hrůša

Label: Tudor

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