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CD - Sonya Yoncheva singt Opernarien von Händel

Es gibt sie - Musikstücke, bei denen die Zeit stehen zu bleiben scheint. Bei denen der Hochgeschwindigkeitszug, der uns alle durchs Leben befördert, ein rotes Signal gezeigt bekommt und anhält. Bei denen wir sozusagen einen Schritt neben uns treten können, treten dürfen, um den Blick auf unser Tun und Lassen zu werfen, uns aus der Distanz zu betrachten - auch wenn uns dafür eigentlich die Übung fehlt.

CD-Cover Sonya Yoncheva - "Händel" | Bildquelle: Sony Classical

Bildquelle: Sony Classical

CD-Tipp 06.03.2017

Der CD-Tipp zum Anhören

Ob nicht auch und gerade die Oper des Barockzeitalters, egal ob von Händel oder Purcell, egal ob italienisch oder englisch gesungen, dort ganz zu sich selber findet, wo sie dem Bühnengeschehen Einhalt gebietet, den Handlungsgang entschleunigt? Eine Frage, die das Recital von Sonya Yoncheva mehr als andere stellt. Unter den elf gewählten Stücken sind die meisten von langsamen und sehr langsamen Tempi gezeichnet, von wundersam gewölbten Gesangslinien, die sich mit großer Ruhe entfalten. In zwei Fällen wird hier auch im Duett gesungen: Dort gesellt sich die französische Mezzosopranistin Karine Deshayes zur bulgarischen Sopranistin Sonya Yoncheva.

Klangfarblich betörende Magie

Gerade dort, wo die Stimme von Karine Deshayes hinzutritt, deren Timbre über wenig Aura verfügt, wird die klangfarblich betörende Magie von Sonya Yoncheva evident. Technisch betrachtet, variiert sie "nur" ihre Vibrato-Amplitude, um die Flamme der inneren Erregung unterschiedlich heftig flackern zu lassen, bei perfektem Registerausgleich. Aber jeder Bühnenfigur graviert sie eine individuelle Fragilität ein. Und wo es um liebende Frauengestalten geht, ihren dornenvollen Weg zur Selbstbestimmung, auf dem sie ihren Seelenschmerz in neue Stärke verwandeln, blüht die Ausdruckskunst der Sängerin in variabler Schattierung. Dann schwingt sie sich zu einer Meisterschaft empor, die verblüfft. Um angemessen noble Zurückhaltung bittet Alessandro De Marchi seine 13-köpfige Academia Montis Regalis.

Sonya Yoncheva - "Händel"

Arien aus Opern von
Georg Friedrich Händel ("Giulio Cesare in Egitto", "Alcina", "Theodora", "Rodelinda, regina de‘ Longobardi", "Agrippina" und "Rinaldo")
und
Henry Purcell ("Dido and Aeneas")

Sonya Yoncheva (Sopran)
Karine Deshayes (Mezzosopran)
Academia Montis Regalis
Leitung: Alessandro De Marchi

Label: Sony Classical

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