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CD - Martin Stadtfeld spielt Mozart Klavierkonzerte

Es ist schon viel geschrieben worden über Martin Stadtfeld. Er sei ein Ausnahmepianist, einer, der episch musiziere und mit seinen Interpretationen in ungeahnte Gefilde vordringe. Sagen die einen. Andere schmähen ihn als Sonnyboy-Pianisten, der im Hugo Boss-Anzug auf den Klassikmarkt gespült worden sei. Nun denn. Auf seiner neuen Doppel-CD kommt er seriös daher. Mit gefalteten Händen auf fast jedem Bild im Booklet.

Bildquelle: Sony Classical

CD-Tipp 26.09.2015

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Martin Stadtfeld spielt am liebsten Bach, hat sich nun allerdings Mozart vorgenommen: dessen Klavierkonzerte Nummer eins und neun, die er um eigene Kadenzen ergänzt. Mozart schrieb die beiden Konzerte im Abstand von zehn Jahren. Beim ersten war er gerade einmal zehn Jahre alt. Die schnellen Läufe perlen Stadtfeld fast wie von selbst von den Fingern. Wunderbar ausgelassen und rhythmisch pointiert lässt er Mozart wirbeln. Wenn das Orchester die Brandung ist, dann ist Stadtfelds Klavierpart der Schaum, das, was als Krone auf den Wellen schwimmt. Eins mit dem Rest und doch ein besonderer Charakter für sich. Unterstützung bekommt der Pianist vom Mozarteumorchester Salzburg unter der Leitung von Ivor Bolton.

Singender Flügel

Aber Stadtfeld gelingen nicht nur die schnellen Passagen. Die vielleicht schönsten Momente der Doppel-CD finden sich in den langsameren Sätzen. Vor allem im Klavierkonzert Nr. 9, lange bekannt unter dem Namen "Jeunehomme". Den zauberhaft dahinfließenden Melodien des 19-jährigen Mozart gibt Stadtfeld eine schwelgerische Note. Ohne aber zu dick aufzutragen. Und hier beginnt sein Flügel regelrecht zu singen.

Kompositionen eines Achtjährigen

Und dann ist da auf dieser Veröffentlichung noch ein besonderer Schatz: Mozarts Londoner Skizzenbuch. Schon als Kind war Mozart in ganz Europa unterwegs und gab Konzerte vor mehreren Tausend Zuhörern. Während der Vater in London krank im Bett lag, komponierte der Achtjährige, so wie andere Kinder in dem Alter Bilder malen. Darunter seine erste Symphonie und 40 Einzelsätze. Einige sind fragmentarisch geblieben. Stadtfeld hat sie behutsam ergänzt. Der vierfache ECHO Klassik-Preisträger fühlt sich tief ein in Mozarts Skizzen, die oft als Kindereien abgetan wurden und in der Vergangenheit kaum Beachtung fanden. Stadtfeld zeigt uns, dass in dem achtjährigen Mozart schon alles angelegt war, was ihn wenig später zum Superstar der Klassik machen wird. Und er zeigt uns auch, dass er selber mehr kann als nur Bach: Stadtfeld ist mittlerweile 34 Jahre alt und damit längst dem Sonnyboy-Alter entwachsen. Zeit, ihn ernst zu nehmen. Anlass dafür gibt es genug. Nicht zuletzt diese Doppel-CD.

Martin Stadtfeld spielt Mozart

Klavierkonzert Nr. 1 F-Dur KV 37
Klavierkonzert Nr. 9 Es-Dur KV 271
Londoner Skizzenbuch
Martin Stadtfeld (Klavier)
Mozarteumorchester Salzburg
Leitung: Ivor Bolton
Label: Sony Classical

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