Das Album beginnt mit einem Groove, der so klingt, als könnte jeden Moment eine Rockband loslegen, doch es kommt anders, denn es geht ja um eine "Symphonische Gesellschaft". "Sternal Symphonic Society Volume 2 " nennt der 31 jährige Kölner Pianist und Komponist Sebastian Sternal die zweite CD der elfköpfigen Band, die seine Musik spielt. Für die erste Einspielung gab es 2013 schon einen Echo Jazz.
Bildquelle: Traumton
CD-TIPP-11.03.2015
Der CD-Tipp zum Nachhören!
Zu seinen Kompositionen erklärt Sebastian Sternal, er habe keinen Gedanken daran verschwendet, ob sie eine Mischung aus Klassik und Jazz seien. Diese Verbindung sei kein bewusster Teil des Konzepts, sondern Teil seiner Biographie. Die beinhaltet: Hochschulabschlüsse in den Fächern Jazz-Piano und Komposition in Köln und Paris, eine langjährige Mitgliedschaft im Bundesjazzorchester, den Gewinn des WDR Jazzpreises und des renommierten, französischen Concours Piano Jazz Martial Solal, außerdem zwei Einspielungen mit eigenen Trios und etliche mehr als Sideman.
Bei seiner "Symphonic Society" dirigiert Sebastian Sternal und überlässt den Klavierpart größtenteils Pablo Held. Dessen mehrfach preisgekröntes Jazz-Trio, den beiden Saxophonisten Niels Klein und Christof Möckel, dem Posaunisten Klaus Heidenreich und dem Trompeter Frederick Köster gelingt gemeinsam mit Erik Schumann und Zuzana Schmitz-Kulanova an den Geigen, Magdalena Härtl an der Viola und Thomas Schmitz am Violoncello ein in jeder Nuance wunderbar ausgewogenes Zusammenspiel.
Hörgenuss bereiten dabei hochfeine Klangfarbenverschmelzungen, die immer spannende und ausbalancierte Dramaturgie von kammermusikalischem Gestus und swingendem Puls, fesselnde Momente abstrakter Tonkunst im harmonischen Fluss und bestechend klare Klangschönheit in jeder Passage der insgesamt 16 Stücke, die als ein Werk durchgehört werden können. Dabei setzt Sternal kompositorisch stark auf Konzepte, bei denen die transparent anmutenden Tutti aus dem feinziselierten Zusammenspiel kleinerer Instrumentengruppen erwachsen. So spannt er im Lauf von knapp 75 Minuten Musik einen ganzen Kosmos an Möglichkeiten auf. Der umfasst Stilmittel des modalen Jazz, der klassischen Moderne und des Impressionismus.
Dass dies alles ganz unbemüht wirkt und organisch verschmilzt, liegt an Sternals Kompositionskunst und an der hohen spielerischen Qualität. Hier ist keine getrennte Rollenaufteilung von Jazzern und Klassikern wahrzunehmen, man agiert gleichberechtigt und teilt hohe Klangkultur und Präzision, völlige Sicherheit im Umgang mit komplexen Partituren und die Lust am improvisatorischen Moment.
Aufnahmen wie diese knüpfen an die Kunst von "Stilverschmelzern" wie Leonard Bernstein und Claus Ogerman an und vollenden den "Third Stream", der in den 1950er und 60er Jahren in den U.S.A von Gunther Schuller und seinen Mitstreitern aus der Taufe gehoben wurde. Damals blieb die Verbindung von symphonischen und Jazzkonzepten eher eine Kopfgeburt und setzte sich beim Publikum nur bedingt durch. Für eine so selbstverständlich sinnliche Produktion wie die CD "Sternal Symphonic Society Volume 2" stehen die Chancen sicher besser. Die Zeit ist reif für Musik wie diese.
Sebastian Sternal (Klavier, Dirigent)
Frederik Köster (Trompete, Flügelhorn)
Klaus Heidenreich (Posaune)
Christoph Möckel (Saxofone, Flöte)
Niels Klein (Saxofone, Klarinette)
Erik Schumann, Zuzana Schmitz-Kulanova (Violine)
Magdalena Härtl (Viola)
Thomas Schmitz (Violoncello)
Pablo Held (Klavier)
Robert Landfermann (Bass)
Jonas Burgwinkel (Drums)
Label: Traumton