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CD - Tamara Lukasheva "Patchwork of Time"

An der Musikhochschule in Köln hat sich die Sängerin Tamara Lukasheva mit dem Jazz in all seinen Spielarten beschäftigt, hat beim Bundesjugendjazzorchester und in der WDR Big Band gesungen. Um ihren reichlich vorhandenen, musikalischen Ideenreichtum in die adäquate musikalische Form bringen zu können, hat sie auch Arrangement und Komposition studiert und nun ihr Debütalbum vorgelegt.

Bildquelle: Double Moon

CD-Tipp 18.04.2016

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Was sie aus der gängigen Besetzung Klaviertrio plus Gesang macht, lässt schon beim sehr sachten, unspektakulären Beginn des ersten Stücks die Ohren spitzen. Vielleicht ja auch, weil der im Booklet angekündigte Jazzklassiker "Alone Together" von Arthur Schwartz aus dem Jahr 1932 vom ersten Ton an so gänzlich anders klingt als das, was man von dessen Interpretationen gewohnt ist. Tamara Lukashevas Version swingt , aber das Stringente an diesem Puls ist außergewöhnlich subtil und so suggestiv wie die instrumentalen und die gesungenen Handlungsstränge in diesem Song, dessen Sinngehalt die Sängerin mit ihrem deutlich nicht muttersprachlichen Englisch sogar noch vertieft. Im Text geht es um zwei, die allein zusammen stark genug sind, das große Ungewisse auszuhalten. Und beim Weiterhören wird klar, dass diese moderne, bald auch schon nicht mehr so sachte Fassung einer zeitlosen Erzählung und Melodie die Ouvertüre ist für ihre ganz persönliche Geschichte, die Tamara Lukasheva mit den Mitteln des Jazz erzählt. Die junge Sängerin ist in Odessa aufgewachsen und mit 22 nach Köln übergesiedelt. Sie singt eigene Kompositionen und Bearbeitungen von ukrainischen Liedern, mal ohne Worte, mal in ihrer Muttersprache. Die Übersetzungen zu den Texten liefert das Begleitheft der CD.

Wendungen, Läufe, Improvisationen

Handfest und kraftvoll wird an Traditionsmusiken angeknüpft und Neues aus den Traditionen – auch denen des Jazz und der Klassik - geschaffen. Die Melodien werden virtuos aufgelöst in unerwarteten Wendungen, aberwitzigen Läufen und inspirierten Improvisationen auf dem Album "Patchwork of Time", das - passend zu seinem Titel - auch ein ausgeklügeltes Spiel mit Metren bietet, ungeraden, wechselnden, gegenläufigen, sich dehnenden und verdichtenden. Ein Hoch dafür der gesamten Band und ihren Gastmusikerinnen und der Komponistin Tamara Lukasheva, die ihr famoses gesangliches Temperament und das Komplexe ihrer Musik in eine soghafte Fließbewegung bringt, aus der in jeder Geschwindigkeit und Lautstärke ein poetischer Charakter spricht. 

Mit Kunstfertigkeit und Gefühl

Das ist durchgehend spannend und wird hochmusikalisch mit großer Kunstfertigkeit und viel Gefühl dargeboten. Nur die optische Gestaltung des CD-Covers lässt zu wünschen übrig, weil sie nichts vom vielfarbigen, musikalischen Ideenreichtum des Albums widerspiegelt. Eine Hülle in graublau gehaltenem Jeans-Patchwork weckt wenig Neugier und Anreiz, zuzugreifen und einfach mal reinzuhören. Schade ist das, denn wenn man damit erstmal begonnen hat, möchte man so schnell nicht wieder aufhören.

Tamara Lukasheva: "Patchwork of Time"

Tamara Lukasheva (Gesang)
Sebastian Scobel (Piano)
Jakob Kühnemann (Bass)
Dominik Mahnig (Schlagzeug)
Shannon Barnett (Posaune)
Liora Raps (Violine)
Label: Double Moon

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