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CD - Ennio Morricone "The Hateful Eight" (Soundtrack)

"Zwei glorreiche Halunken", "Für eine Handvoll Dollar", oder "Spiel mir das Lied vom Tod" – die Musik, die Ennio Morricone zu den Italo-Western von Sergio Leone geschaffen hat, hat Filmmusikgeschichte geschrieben. Jetzt ist es wieder soweit: Quentin Tarantino konnte Morricone überzeugen, ihm einen Soundtrack zu seinem neuen Film zu liefern: "The Hateful Eight" - ein Schneewestern. Es ist Morricones erster Western-Score seit vierzig Jahren.

Bildquelle: Decca

CD-Tipp 21.12.2015

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Mit dem Sound der Leone-Filme hat diese neue Arbeit aber nicht viel zu tun. Hier gibt’s keine scheppernden E-Gitarren-Motive, keine Mundharmonika, keine stilisierten Kriegsgesänge. Nur einmal zitiert Morricone den Stil seiner alten Western-Songs: Kenner werden in diesem Moment sofort an "Zwei glorreiche Halunken" denken. Aber der Rest der Musik zu "Hateful Eight" erinnert eher an Leonard Bernsteins oder Leonard Rosenmans Filmscores – experimentelle Arbeiten der Sechziger, Siebziger Jahre. Dissonante Orchesterklänge – scharfe Holzbläser über rumpelndem Schlagzeug: Wenn Tarantino von ihm, Morricone, etwas Ähnliches verlangt hätte wie seine Italo-Western-Musik, dann hätte er abgelehnt – das hat Morricone dem britischen Telegraph gesagt.

Aggression und weiße Weite

Unheilvoll – so präsentiert sich diese Musik, als Vorlage hat Morricone nicht genutzte Arbeiten für John Carpenters Science-Fiction-Grusel-Film "Das Ding aus einer anderen Welt" verwendet. Zunächst präsentiert Morricone ein düsteres Fagott-Motiv, das sich durch die Filmmusik zieht wie eine Blutspur im Schnee, und ein paar Minuten später lässt er es ordentlich krachen im Orchester – wenn man die Filme von Tarantino kennt, dann kann man sich denken, das zu dieser Musik nicht nur eine Kugel ins Herz treffen wird. Dann sind da eisige Klangflächen, unterschiedliche Versionen eines Cues mit dem Titel "Neve", Schnee, bestimmt von Streichern und Glockenspiel. In "Hateful Eight" sind eine Handvoll brutaler Ganoven in einer Hütte im Schnee eingeschlossen, eine Situation, die nicht gut ausgehen kann. Draußen wird die Welt von einer dicken Schneeschicht zugedeckt, stille weiße Weite. Doch im Inneren der Hütte brodelt es – diesen Kontrast scheint Morricone mit seinen beherrschenden Motiven herausarbeiten zu wollen.

Nicht zum Mitpfeifen

Das ist kein Soundtrack den man für eine Autofahrt mit Freunden auflegen kann, wie die Musiken für die Leone-Filme, die alle mitpfeifen können. Aber es wäre auch tragisch, wenn sich Morricone auf diese Weise selbst kopieren müsste. Als CD für zu Hause ist der "Hateful Eight" Soundtrack sicher eher etwas für Filmfans – wie bei den Tarantino-Filmen längst Standard, gibt’s Dialogschnipsel zwischen den Musiken. Nur drei Songs ergänzen Morricones Originalmusik, unter anderem von den White Stripes und von Roy Orbison.

Choralhafter Trompetenklang

Wer auf eine richtig schön schwelgerische Morricone-Melodie gewartet hat, wird zum Schluss des Film-Scores aber auch noch belohnt – choralhafter Trompetenklang untermalt einen Brief von keinem geringeren als Abraham Lincoln. Ach Ennio.

"The Hateful Eight"

Originalmusik von Ennio Morricone zum gleichnamigen Film von Quentin Tarrantino
Label: Decca

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