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CD - Peter Tschaikowsky "Snegurotschka"

Die estnische Musikerfamilie Järvi zählt zu den erfolgreichsten und umtriebigsten Dirigenten-Dynastien weltweit. Vater Neeme Järvi hat es als Rekordhalter in Sachen CD-Produktion vorgemacht, seine Söhne Paavo und Kristjan eifern ihm in der rastlosen Präsenz bei internationalen Spitzenorchestern nach. Der 43-jährige Kristjan Järvi ist der jüngste Spross und der Sunnyboy der Familie – er hat sich vor allem durch seine Festival- und Orchestergründungen in der Ostseeregion einen Namen gemacht.

Bildquelle: Sony Classical

Der CD-Tipp zum Nachhören!

Seit 2012 ist Kristjan Järvi Chefdirigent des MDR Sinfonieorchesters und realisierte dort spannende Projekte zwischen Klassik, Jazz und Folklore. Passend zum Winteranfang hat Sony einen Konzertmitschnitt mit Järvi und seinen Leipziger Musikern aus dem Gewandhaus veröffentlicht: Peter Tschaikowskys "Snegurotschka – Schneeflöckchen" ist bei uns so gut wie unbekannt.

Traditioneller russischer Märchenstoff

Schon im einleitenden "Tanz der Vögel" brillieren die famosen Holzbläser des MDR Sinfonieorchesters. So entzückende Ballettmusik konnte wohl nur Peter Tschaikowsky schreiben. Dabei ist "Snegurotschka" eine Bühnenmusik, die er 1873 in enger Zusammenarbeit mit dem Dramatiker Alexander Ostrowski für das Moskauer Bolschoi-Theater komponierte. In seinem Schauspiel verarbeitete Ostrowski das russische Märchen vom Schneemädchen, das als Kind von Väterchen Frost und der Frühlingsfee naturgemäß ambivalenten Gefühlen ausgesetzt ist. Dass mit der verordneten Gefühlskälte des Vaters nicht zu spaßen ist, hört man Tschaikowskys Musik deutlich an. Dieses Liebesverbot erzürnt den Sonnengott als Herrscher über die Jahreszeiten – er entzieht den Menschen die Wärme und damit die Paarungslust. Also veranstaltet der Zar für alle heiratswilligen jungen Männer und Frauen ein großes Fest, das Tschaikowsky mit prachtvoller russischer Folklore ausgeschmückt hat.

Bezaubernder Melodienreichtum

In den 19 Nummern seiner Bühnenmusik zu "Snegurotschka" erweckte der junge Tschaikowsky Ostrowskis Figuren und Handlungsstränge zu prallem Leben – mit Zwischenspielen und Tänzen, Volksliedern und Chören. Die Partitur bezaubert durch ihren Melodienreichtum und das gekonnt adaptierte russische Kolorit. Und schließlich berührt das Schicksal von Schneeflöckchen, das sich wie Undine oder Rusalka in einen Menschen verliebt – aber beim ersten Strahl der Sonne vor den Augen ihres Geliebten buchstäblich dahinschmilzt. Und der stürzt sich daraufhin in den Tod.

Schwung und Präzision

Kristjan Järvis farbige und facettenreiche Interpretation besticht durch federnde Rhythmik und mitreißenden Schwung, Präzision im Detail und agogische Freiheit. Mit Charme und Eleganz animiert er sein hervorragend disponiertes MDR Sinfonieorchester, den klangprächtigen MDR Rundfunkchor sowie die authentischen Gesangssolisten. "Snegurotschka" ist hier kein kitschiges Weihnachtsmärchen, sondern eine bewegende Parabel über den Kreislauf der Natur. Denn am Ende lässt sich der Sonnengott von Schneeflöckchens Sehnsucht nach Liebe und ihrer Aufopferung besänftigen. So dass seiner Huldigung durch das Zarenvolk im Glanz der Sommersonne nichts mehr im Weg steht.

Peter Tschaikowsky: "Snegurotschka" op. 12

Bühnenmusik zu dem gleichnamigen Schauspiel von Alexander Ostrowski für Mezzosopran, Tenor, Chor und Orchester
Annely Peebo (Mezzosopran)
Vsevolod Grivnov (Tenor)
MDR Rundfunkchor
Einstudierung: Pavel Brochin
MDR Sinfonieorchester
Leitung: Kristjan Järvi
Label: Sony Classical

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