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CD - Iannis Xenakis Sämtliche Klavierwerke

Wer an die Musik des großen griechisch-französischen Komponisten Iannis Xenakis denkt, dem werden vielleicht ins Klangliche transformierte Texturen einfallen, die sich kontinuierlich verzweigen wie Äste von Bäumen, die Mündungsdeltas großer Ströme oder wie das Schlangenhaar der drei Gorgonen aus der griechischen Mythologie, zu denen auch Evryali gehört hat - "Evryali" heißt eines von Xenakis' Klavierstücken.

Bildquelle: Timpani

CD-Tipp 23.06.2015

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Oder es kommen ihm Massenphänomene in den Sinn und Tonschwärme, deren Verteilung und Bewegungsdynamik auf komplexen mathematischen Kalkülen beruht. Für die 1961 entstandene Komposition "Herma" – ebenso wie "Evryali" längst ein Meilenstein und Klassiker der Klaviermusik des 20. Jahrhunderts – verknüpfte Xenakis abstrakte Zeichenmengen vermittels komplizierter logischer Operationen. Die Zeit dient in solchen Stücken als "Medium, durch das sich die außerzeitliche Struktur entfalten kann" – so der Komponist.

Erscheinungsformen des Übermenschlichen

Unter den Händen des phänomenalen Pianisten Stéphanos Thomopoulos entfalten noch die härtesten Brocken der Klavierliteratur all ihren Reichtum. Ganz wie es der Konzeption des Iannis Xenakis entspricht, verzichtet er bei der Interpretation der drei schwergewichtigen Solowerke "Evryali", "Herma" und "Mists" auf jeglichen "Ausdruck" im herkömmlichen Sinne. Es ist, als ermögliche er mit seinen hochpräzisen Handlungen auf den 88 weißen und schwarzen Tasten Kontaktaufnahmen mit Erscheinungsformen des Übermenschlich-Erhabenen. Mit der Dynamik hinter Stoff und Form.

Unbekannte Frühwerke

Thomopoulos hat beim Label Timpani eine erste Gesamteinspielung des Xenakis’schen Werkes für Soloklavier vorgelegt. Somit wird es für viele erstmals auch möglich, einen Eindruck vom Frühschaffen des griechischen Exilanten zu gewinnen. Während seiner ersten Jahre der Mitarbeit bei Le Corbusier, dem Meisterarchitekten, vollzog Xenakis erste Prozesse der Identitätssuche als Musiker. Inspiriert von heimatlich-modaler Folklore und das Vorbild Bartók vor Augen, schuf er um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts Stücke wie "Zyia" für Sopran, Flöte und Klavier oder die "Sechs Lieder für Klavier". Fast möchte man aufs erste Hören seinen Ohren nicht trauen und ist doch sogleich fasziniert: Denn es kommt zur Begegnung mit einem scheinbar völlig anderen Komponisten. Musik existiert auch außerhalb des Zeithorizonts – so sollte es Xenakis in späteren Jahren zeigen. Der Mensch aber nicht.

Iannis Xenakis: Sämtliche Klavierwerke

"Herma"
"Evryali"
"Mists"
"A. R."
"Six Chansons"
"Zyla" für Sopran, Flöte und Klavier
"Trois Pièces inédites"
Stéphanos Thomopoulos (Klavier)
Raquel Camarhina (Sopran)
Matteo Cesari (Flöte)
Label: Timpani

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