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Album der Woche – Pichon dirigiert Monteverdi Vespro della beata Vergine

Der 39-jährige französische Dirigent Raphaël Pichon kommt von der Alten Musik, Bach, Rameau, Gluck, aber eben auch Mozart hat er mit seinem Ensemble Pygmalion in hochgelobten Einspielungen vorgelegt. Gerade erschien seine Neuaufnahme eines der zentralen Werke geistlicher Musik: Claudio Monteverdis "Marienvesper".

Bildquelle: harmonia mundi

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Vespro della beata Vergine

Was für ein unfassbar visionäres Meisterwerk der geistlichen Musik. "Vespro della beata Vergine", 1610 vom großen Claudio Monteverdi für den Hof der Gonzagas in Mantua komponiert, ein Werk auf der Schwelle von der Renaissance zum Barock. Unter dem Namen "Marienvesper" ist es in die Musikgeschichte eingegangen, auch wenn diese Vesper möglicherweise nie als zusammenhängender Zyklus gedacht war. Jedenfalls gehen bis heute die Meinungen auseinander, ob die fünf Psalmvertonungen, der Marien-Hymnus "Ave maris stella" und das "Magnificat" seinerzeit in einem einzigen Vespergottesdienst erklungen sind und erklingen sollten.

Pichon mit extrem schlüssiger Interpretation

Auch im Booklet der Neuaufnahme des jungen französischen Dirigenten Raphaël Pichon und seines wunderbaren Ensembles Pygmalion ist man sich nicht einig. Nein, wohl kaum, meint der Begleittext. Ganz bestimmt als Ganzes konzipiert, sagt Raphaël Pichon in einem abgedruckten Gespräch, ist gar nicht anders möglich. Wer den hundert Minuten seiner extrem schlüssigen Interpretation gelauscht hat, ist geneigt, seiner Ansicht zu folgen. Ja, die stilistische Vielfalt von der großen, teilweise zehnstimmigen Doppelchörigkeit bis zu den modern konzertierenden Solokonzerten ist enorm, diesbezüglich gibt die "Marienvesper" kein einheitliches Bild ab. Aber sie zieht die Hörenden vom einleitenden "Deus in adjutorium" bis zum abschließenden "Gloria patri" in einen echten Sog aus unerschöpflichem kompositorischem Einfallsreichtum, schier überwältigender Klangpracht und zugleich tiefer spiritueller Versenkung.

Eine Aufnahme, die keine Wünsche offenlässt

Pichon und Pygmalion realisieren das alles atemberaubend. Fantastische Solisten, ein absolut homogen klingender Chor, 26 perfekt musizierende Instrumentalisten, diese Aufnahme lässt wirklich keinen Wunsch offen. Pichon erweist sich auch damit als einer der hochinteressanten Dirigenten der jüngeren Generation, was sich ja vielleicht sogar einmal bis zu den Wiener Philharmonikern herumspricht. Die interpretatorischen Lösungen, die die "Marienvesper" jedem Dirigenten abverlangt, eröffnen bei ihm einige überraschend neue Perspektiven, sind aber immer überzeugend. Die Idee, nicht mit dem großartigen "Gloria Patri" zu schließen, sondern den Bogen zur einleitenden Toccata zu schlagen, wirkt auf mich etwas gewollt. Aber das ist Mäkeln auf höchstem Niveau. Insgesamt war offenbar der Aufnahmeort, der Temple du Saint-Esprit in Paris, höchst inspirierend. Vielleicht schwebte ja wirklich der Heilige Geist über dieser Produktion.

Infos zur CD

Claudio Monteverdi:
Vespro della beata Vergine

Ensemble Pygmalion
Leitung: Raphaël Pichon

Label: harmonia mundi

Sendung: "Piazza" am 4. November 2023 ab 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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