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Album der Woche – Minasi dirigiert Mozart Linzer und Prager Symphonien

Mozart ist ein Phänomen. Selbst nach Dutzend-, nach hundertfachem Hören findet sich darin immer Neues, Aufregendes, das einen so gespannt lauschen lässt, als sei es ein ganz neues Stück. Mit einem Album mit den letzten drei Symphonien Mozarts hatte das Ensemble Resonanz unter der Leitung von Riccardo Minasi gezeigt, wie das funktioniert. Nun wird die Reihe mit der Prager und der Linzer Symphonie fortgesetzt, und wieder gibt es Überraschungen ohne Ende.

CD-Cover Minasi dirigiert Mozart | Bildquelle: harmonia mundi

Bildquelle: harmonia mundi

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Wo, bitteschön, ist bei Mozart keine Oper? Und wen durchzuckt bei diesen Akkorden nicht das Bild des Don Giovanni, wie er am Abgrund zur Hölle steht? Mozart war Opernmensch durch und durch, einer, der seinen Mitmenschen geradewegs in die Seele schaute. Dort entdeckte Töne und Klänge, die er zittern, flattern, flöten, schweben, Toben und ins Bodenlose stürzen liess. In den Opern, aber auch in seinen Symphonien. Riccardo Minasi und das Hamburger Ensemble Resonanz bekennen sich dazu. Ihre Einspielung der Linzer und der Prager Symphonie ist fulminant, ein Dahinschweben und ein Hexenkessel zugleich.

Kurz und bündig

Dieses Album muss man haben, weil ...
... Ensemble und Dirigent alles zu hören geben, was in diesen Sinfonien drin steckt.

Dieses Album hat gefehlt, weil ...
... schon der Vorgänger eine Sensation war.

Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil ...
... es alle Details freilegt und dadurch einen fantastisch farbigen Orchesterklang erzeugt, wie es ihn bisher nicht gab.

Dieses Album wird lieben, ...
... wer in Mozarts Sinfonien auch den Opernkomponisten mithören will.

Auch in der zeitgenössischen Musik zu Hause

Das ist die zweite CD mit Mozart-Symphonien des Ensemble Resonanz unter Riccardo Minasi. Eine Gruppe von Musikerinnen und Musikern, die auch in der zeitgenössischen Musik zu Hause ist. Das ist der springende Punkt. Jede und Jeder der hier versammelten gerade einmal 35 Künstler fühlt sich persönlich gefordert und für die Musik verantwortlich. Weil die Zahl so klein ist, wird der Einsatz, - nein, die Begeisterung! - hörbar. Herrlich, wie alle mit den Motiven im Vierten Satz der Linzer Symphonie spielen! Voller Lust und perfekt kontrolliert zugleich.

Nikolaus Harnoncourt - Minasis Vorbild

Es geht nicht anders, als beim Zuhören an Nikolaus Harnoncourt zu denken. Minasi hat ihm wie kein anderer abgelauscht, wie das geht, aus Musik Sprache zu formen. Und so, wie er dem Furor freien Lauf lässt, findet er für das Innehalten in den langsamen Sätzen feine und sanfte Töne wie aus einer anderen Welt. Prager Symphonie, zweiter Satz, Andante: ist das nicht die Gräfin aus Figaros Hochzeit, der wir beim Nachdenken zuhören?

Voll ins Herz getroffen

In dieser dichten, intensiven Interpretation des Ensemble Resonanz erweist sich die "Prager" Symphonie gegenüber der Linzer als das stärkere Stück. Prall von Drama, Innenschau, Reibung und Versöhnung. Die Linzer prägt sich ein durch das überbordend Spielerische, diese Lust am Einfall, das Minasi und das Ensemble aus ihr geradezu herausschäumen lassen. Zwei Symphonien, zwei verschiedene Charaktere: Bei beiden treffen Minasi und Resonanz voll ins Schwarze, oder eigentlich: ins Herz. Denn bei Mozart geht es immer um den Menschen.

Infos zur CD

Wolfgang Amadeus Mozart:
Symphonie Nr. 36 "Linzer"
Symphonie Nr. 38 "Prager"

Ensemble Resonanz 
Leitung: Riccardo Minasi

Label: harmonia mundi

Sendung: "Piazza" am 11. November 2023 ab 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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