Inspirierende Musik ist zu entdecken auf dem nun schon dritten Album, das der junge Pianist Frank Dupree dem Klavierwerk des ukrainisch-russischen Komponisten Nikolai Kapustin gewidmet hat. Dessen gekonnter Mix aus Klassik und Jazz macht Laune, mal Blues-like versonnen, mal elegant swingend. Und Dupree trifft mit seinen musikalischen Partnern genau den richtigen Ton zwischen Bigband-Sound und Understatement.
Bildquelle: Capriccio
Der CD-Tipp zum Anhören
Da geht die Post ab, wenn Frank Dupree und sein Klavierpartner Adrian Brendle vierhändig in die Tasten greifen in der Sinfonietta von Nikolai Kapustin. Ein Highlight auf dem Album, weil die beiden Pianisten genau das richtige Feeling für die fetzigen Rhythmen Kapustins mitbringen. Im Langsamen Walzer dagegen lassen sie die geheimnisvoll fragilen Klangwelten von Eric Satie aufscheinen.
Komponierter Jazz – ein Widerspruch in sich? Nicht unbedingt, wenn die beiden Pianisten noch zwei Schlagzeuger ins Boot holen, um Kapustins Konzert für zwei Klaviere und Percussion zu musizieren. Da entsteht fast der Eindruck von Improvisation, so elegant wie das Quartett hier agiert und – wie nebenbei – nächtliche Bar-Atmosphäre suggeriert. Wie raffiniert Kapustin auch bei einer so monochromen Besetzung mit Klangfarben zaubert und zum Beispiel mit dem Xylophon Glanzlichter setzt, demonstrieren Dupree and Friends lustvoll im Finale dieses Kammerkonzerts.
Dieses Album wird lieben, wer …
… sich gern mal abseits des Klassik-Mainstreams auf höchstem Niveau unterhalten lässt.
Dieses Album muss man haben, weil …
… mit Frank Dupree ein Pianist am Start ist, der zwischen cooler Eleganz und atemberaubender Brillanz alle Tonlagen draufhat.
Dieses Album lohnt sich, weil …
… hier spannende Musik eines Grenzgängers zwischen Klassik und Jazz zu entdecken ist.
Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil …
… auch der Sound dieser Studioproduktion fantastisch ist.
Dieses Album hört man am besten …
… nach einem stressigen Arbeitstag – zur Entspannung und zum Krafttanken.
Gekonnt hat Kapustin in seinem fünften Klavierkonzert klassische Strukturen und symphonischen Jazz verwoben. Unmerklich wechseln in seinem Stilmix Stimmungen und Klangfarben, manchmal scheint Sergej Rachmaninows nostalgische Klavierwelt durch. Dann wieder greift Kapustin den lässigen Swing des Amerikaners George Gershwin auf. Frank Dupree hat viele Anschlagsnuancen zwischen smooth und perkussiv parat, und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin steuert unter Dominik Beykirch satten Bigband-Sound bei.
Am Ende zieht Kapustin das Tempo nochmal mächtig an, rasante Klavierskalen stürmen auf einen triumphalen Schluss zu. Unterhaltungsmusik? Ja, aber bitte mit Köpfchen, Witz und Hintersinn! Hier ist sie. Weghören unmöglich.
Nikolai Kapustin:
Klavierkonzert Nr. 5 op. 72
Konzert für 2 Klaviere und Schlagwerk op. 104
Sinfonietta für Klavier zu vier Händen op. 49
Frank Dupree, Adrian Brendel (Klavier)
Meinhard "Obi" Jenne (Drumset)
Franz Bach (Percussion)
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dominik Beykirch (Leitung)
Label: Capriccio
Sendung: "Piazza" am 4. März 2023 ab 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (0)