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1980 in Belgien gegründet, hat sich das Ricercar Consort längst zu einem der herausragenden Ensembles der Alten Musik entwickelt. Zu den Gründungsmitgliedern gehörte Gambist Philippe Pierlot. Er ist seit langem der künstlerische Leiter des Ensembles, das mittlerweile weit mehr als ein halbes Hundert CDs veröffentlicht hat, mit Musik von Bach, Buxtehude, Pergolesi und Vivaldi, vor allem mit deutschen Barockkantaten des 17. Jahrhunderts. Durchaus ein spezielles Repertoire also, das man erst einmal zum Leben erwecken muss. Genau das gelingt Pierlot und seinem Ensemble immer wieder aufs Neue.

Motto und Repertoire dieses Albums könnten zeitloser nicht sein, leider auch nicht aktueller: "Da pacem, Domine" – "Gib Frieden, Herr". Heinrich Schütz hatte allen Grund, Musik zu komponieren, die immer wieder um das Thema Frieden kreiste. Er lebte in grauenhaften Zeiten. Schütz war 33 Jahre alt, als 1618 ein Krieg ausbrach, der halb Europa verwüsten und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in einen riesenhaften Friedhof verwandeln sollte. Und er war 63, als dieser Krieg nach drei Jahrzehnten 1648 durch den Westfälischen Frieden endlich beendet wurde. Für die Zivilbevölkerung eine Zeit unvorstellbarer Grausamkeiten. Rund vierzig Prozent der Menschen in Deutschland waren am Ende des Dreißigjährigen Kriegs tot.

Eindringliche Musik

Es ist wichtig, sich diesen historischen Hintergrund bewusst zu machen, wenn man das neue Album von Philippe Pierlot und seines fantastischen Ricercar Ensembles hört. Leider, wir wissen es derzeit nur zu gut, sind die Zeiten nicht wesentlich viel besser geworden in den letzten 375 Jahren – jedenfalls, was die Zahl und Größe blutiger Konflikte angeht, auch wenn wir das zwischenzeitlich immer wieder gerne glauben möchten. Das macht diese Musik umso eindringlicher. Das unerschütterliche Gottvertrauen, das vielen von uns mittlerweile abhandengekommen ist, Heinrich Schütz besaß es noch und setzte es ebenso eindrucksvoll wie wunderschön in Töne.

Unendlich friedvoll und beruhigend

Doch auch denjenigen, die mit diesem Urvertrauen in die Güte eines ewigen Gottes fremdeln, kann dieses Album musikalischer Trost sein, ein Gewinn ist es allemal. Elf Vokalwerke, Psalmvertonungen, Hymnen oder Kompositionen auf Texte Martin Luthers, ergänzt durch zwei Instrumentalwerke des Schütz-Zeitgenossen Johann Hermann Schein, runden sich zu einer Stunde Musik, die bei all ihrem inhaltlich utopischen Charakter unendlich friedvoll und beruhigend ist. Was nicht zuletzt an der traumhaften Interpretation des Ricercar Consorts liegt. Vollendeter, technisch perfekter, zugleich beseelter und expressiver lässt sich diese wunderbare Musik kaum singen und spielen. Ein Album, das wieder einmal beweist, auf welch einsamem Niveau Pierlot und sein Ensemble sich bewegen.

Sendung: "Piazza" am 16. März 2024 ab 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK