BR-KLASSIK

Inhalt

Filmtipp: Der Klavierspieler vom Gare du Nord Vom Banlieue ans Konservatorium

Es gibt sie mittlerweile an vielen Bahnhöfen: Klaviere, an die sich jeder setzen kann, um sich und anderen Reisenden die Wartezeit zu versüßen. Auch am Pariser Nordbahnhof steht so ein Klavier. Von einem talentierten Jungen, der dort spielt, handelt Ludovic Bernards Film „Der Klavierspieler vom Gare du Nord“. Am 20. Juni kommt er in die deutschen Kinos.

Film: Der Klavierspieler vom gare du Nord | Bildquelle: © Neue Visionen Filmverleih

Bildquelle: © Neue Visionen Filmverleih

Es ist ein dramatischer Auftakt: Da spielt ein Junge auf einem Bahnhofsklavier völlig versunken und tiefsinnig Musik von Johann Sebastian Bach. Kaum ist er damit fertig, muss er blitzschnell vor der Polizei flüchten. Wie ein Actionfilm beginnt Ludovic Bernards Film „Der Klavierspieler vom Gare du Nord“. In schnellen Schnitten wird die Geschichte von Mathieu erzählt, einem Jugendlichen aus einem Pariser Brennpunkt-Viertel. Er gehört einer kriminellen Gang an und muss in seinem Leben viel rennen.

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Kinotrailer "Der Klavierspieler vom Gare du Nord" - Kinostart 20.Juni 2019 | Bildquelle: Neue Visionen Filmverleih (via YouTube)

Kinotrailer "Der Klavierspieler vom Gare du Nord" - Kinostart 20.Juni 2019

Musikalisches Talent im Brennpunkt

Doch es gibt noch eine andere Seite: Mathieu hat ein herausragendes, musikalisches Talent – und ein absolutes Gehör. Irgendwann in seiner Kindheit hat das ein Klavierlehrer der Musikschule entdeckt. Die Chancen für Mathieu stehen jedoch schlecht, denn seine Mutter ist alleinerziehend, Geld für Klavierunterricht ist da nicht drin. Statt auf der Klavierbank zu hocken, dreht Mathieu mit seiner Gang das nächste Ding: ein Einbruch bei reichen Leuten, in deren Wohnzimmer ein Flügel steht. Mathieu kann nicht widerstehen, setzt sich und versenkt sich in die Musik. Wieder kommt die Polizei, diesmal wird er geschnappt.

Erinnert an "Fack ju Göthe" und "Ziemlich beste Freunde"

Pierre Geithner (Lambert Wilson) entdeckte Mathieus (Jules Benchetrit) Talent. Er und die Klavierlehrerin (Kristin Scott Thomas) glauben an den Jungen aus dem Banlieue. | Bildquelle: © Neue Visionen Filmverleih Pierre Geithner (Lambert Wilson) und die Klavierlehrerin (Kristin Scott Thomas) glauben an den Jungen aus dem Banlieue. | Bildquelle: © Neue Visionen Filmverleih Zur Strafe muss er einen sechsmonatigen Putzdienst antreten, ausgerechnet im Pariser Conservatoire Superiore. Dafür hat Direktor Pierre Geithner gesorgt, der Mathieu am Bahnhof spielen gehört hat. Er ist so überzeugt vom Talent des Jungen, dass er vorschlägt, er solle das Institut beim renommierten Klavierwettbewerb vertreten – zum Erstaunen der Konservatoriums-Kollegen. Klavierunterricht statt Putzen lautet der Deal, den Pierre dem jungen Mathieu anbietet. Es beginnt eine phantastische Geschichte, die in ihrer Machart an Plots wie „Fack ju Göthe“ oder „Ziemlich Beste Freunde“ erinnert: Matthieu bekommt Unterricht bei einer Klavierprofessorin, die eigentlich nur Meisterschüler unterrichtet.

Kurz und bündig

Diesen Film wird lieben, wer ...
... Menschen bewundert, die sich bei ihrem Drang zu musizieren von nichts abhalten lassen.

Dieser Film ist ein Vergnügen, weil ...
... er "Fack ju Göhthe", "Ziemlich beste Freunde" und "Lola rennt" auf einmal ist.

Diesen Film sollte jeder sehen, der ...
... vom Tellerwäscher zum Millionär werden möchte.

Mathieu begehrt auf. Die Etikette der gebildeten Gesellschaft ist ihm fremd. Die Vergangenheit holt ihn ein. Ihn plagen Zweifel, weil seine Gang-Freunde sich von ihm abwenden. Schließlich bekommt er eine Sehnenscheidenentzündung vom vielen Üben. Wird er es schaffen, als einer, der von ganz unten kommt, das Pariser Conservatoire als musikalisches Übertalent erfolgreich zu vertreten? Am Ende muss Mathieu wieder rennen – diesmal, um noch rechtzeitig beim Wettbewerb zu sein.

Mitreißend, trotz aller Stereotype

Ludovic Bernards Film trägt auf, bedient munter Klischees über das Leben der Armen und Reichen, der Gebildeten und der einfachen Menschen. Die Geschichte von einem, der von unten kommt und dann als musikalisches Genie gefeiert wird, ist aber so unglaublich wie rührend. Überzeugend agieren Lambert Wilson als Konservatoriums-Direktor, Kristin Scott Thomas als Klavierprofessorin und Jules Benchetrit als Mathieu. Temporeich, mitreißend und ganz schön phantastisch.

"Der Klavierspieler vom Gare du Nord"

Regie: Ludovic Bernard
Dauer: 106 Minuten
u.a. mit Jules Benchetrit, Lambert Wilson und Kristin Scott Thomas.

Filmstart: 20. Juni 2019

Sendung: "Allegro" am 18. Juni 2019, 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

    AV-Player