Ein vermeintlich zartes Blatt Papier als Spiegelbild für Madame Butterflys Seele: empfindlich, zerknüllt und ins Wasser geworfen. Das gewohnt überdimensionierte Bühnenbild in Bregenz setzt dieses Jahr auf Poesie.
Für das neue Bühnenbild von "Madame Butterfly" werden 117 Kulissenteile aus Holz und Styropor wie ein Mosaik zusammengefügt. Am Ende werden sie ein überdimensionales Blatt Papier darstellen, das scheinbar auf dem Wasser schwimmt. Seine Maße: rund 1.300 Quadratmeter – 33 Meter breit und 23 Meter hoch, etwa 2.100 Kilo schwer. Damit es Wind und Wetter standhält, wurden acht spezielle Anker am Grund des Bodensees gesetzt.
Im Gegensatz zu den letzten Jahren also eine Art Zurücknahme des Spektakulären? Worauf es vor allem ankomme, sagt Elisabeth Sobotka, Intendantin der Bregenzer Festspiele, im Gespräch mit BR-KLASSIK, sei, dass das Bühnenbild dem Stück entspreche. "Bei der Butterfly ist die Musik unheimlich stark und mitreißend", so Sobotka, "aber es ist ein Stück mit relativ wenig Personal. Und es geht wirklich um Seelenzustände." Das zarte Blatt Papier stehe für die Frage, wie es der schönen Seele dieser Frau geht, die von einer relativ brutalen Welt vernichtet wird.
In der Sensation ist das Bühnenbild vielleicht ein Zurücknahme, aber für das Werk ist es eine Stärkung.
Das Bühnenbild als Highlight für das Spiel auf dem See wird alle zwei Jahre auf Holzpiloten rund um eine fixe Konstruktion aufgebaut: einen so genannten Betonkern. Der fest im Bodensee verankerte Betonkern beherbergt auch Künstler*innengarderoben und Technikräume.
Premiere von "Madame Butterfly" ist am 20. Juli zur Eröffnung der 76. Bregenzer Festspiele. Die Puccini-Oper wird heuer zum ersten Mal auf der Bregenzer Seebühne zu sehen sein. Regie führt Andreas Homoki, Enrique Mazzola und Yi-Chen Lin dirigieren. Es spielen die Wiener Symphoniker.
Sendung: "Leporello" am 3. Mai 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK