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Bregenzer Festspiele 2022 "Madame Butterfly" auf einem Stück Papier

Ein vermeintlich zartes Blatt Papier als Spiegelbild für Madame Butterflys Seele: empfindlich, zerknüllt und ins Wasser geworfen. Das gewohnt überdimensionierte Bühnenbild in Bregenz setzt dieses Jahr auf Poesie.

Bildquelle: picture alliance / DIETMAR STIPLOVSEK / APA /

Für das neue Bühnenbild von "Madame Butterfly" werden 117 Kulissenteile aus Holz und Styropor wie ein Mosaik zusammengefügt. Am Ende werden sie ein überdimensionales Blatt Papier darstellen, das scheinbar auf dem Wasser schwimmt. Seine Maße: rund 1.300 Quadratmeter – 33 Meter breit und 23 Meter hoch, etwa 2.100 Kilo schwer. Damit es Wind und Wetter standhält, wurden acht spezielle Anker am Grund des Bodensees gesetzt.

Poesie in Übergröße?

Die Kulisse für die Oper "Madame Butterfly" von Giacomo Puccini entsteht auf der Seebühne der Bregenzer Festspiele. | Bildquelle: © Bregenzer Festspiele/Dietmar Mathis Die Herausforderung: Am Ende soll das Bühnenbild zu "Madame Butterfly" schwerelos wirken. Als Metapher für den Zustand von Madame Butterflys Seele. Bis Ende Mai wird auf das Papierblatt außerdem die Zeichnung einer japanischen Landschaft appliziert. Und vor der Bühne wird schließlich ein riesiges Papierboot im See schwimmen. Der Entwurf stammt vom kanadischen Bühnenbildner Michael Levine: ein Mix aus Skulptur, traumhaften Kostümen und Lichteffekten. Alles sehr poetisch.

Im Gegensatz zu den letzten Jahren also eine Art Zurücknahme des Spektakulären? Worauf es vor allem ankomme, sagt Elisabeth Sobotka, Intendantin der Bregenzer Festspiele, im Gespräch mit BR-KLASSIK, sei, dass das Bühnenbild dem Stück entspreche. "Bei der Butterfly ist die Musik unheimlich stark und mitreißend", so Sobotka, "aber es ist ein Stück mit relativ wenig Personal. Und es geht wirklich um Seelenzustände." Das zarte Blatt Papier stehe für die Frage, wie es der schönen Seele dieser Frau geht, die von einer relativ brutalen Welt vernichtet wird.

In der Sensation ist das Bühnenbild vielleicht ein Zurücknahme, aber für das Werk ist es eine Stärkung.
Elisabeth Sobotka, Intendantin der Bregenzer Festspiele

Das Bühnenbild als Highlight für das Spiel auf dem See wird alle zwei Jahre auf Holzpiloten rund um eine fixe Konstruktion aufgebaut: einen so genannten Betonkern. Der fest im Bodensee verankerte Betonkern beherbergt auch Künstler*innengarderoben und Technikräume.

Puccini-Premiere zur diesjährigen Festspiel-Eröffnung

Premiere von "Madame Butterfly" ist am 20. Juli zur Eröffnung der 76. Bregenzer Festspiele. Die Puccini-Oper wird heuer zum ersten Mal auf der Bregenzer Seebühne zu sehen sein. Regie führt Andreas Homoki, Enrique Mazzola und Yi-Chen Lin dirigieren. Es spielen die Wiener Symphoniker.

Sendung: "Leporello" am 3. Mai 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK