Die Carl-Orff-Festspiele sind zurück - mit neuem Namen und einem neuen Konzept: "O Fortuna... Das Weltenrad dreht sich wieder!", so das Motto 2018. Drei Jahre stand das Orff'sche Weltenrad zumindest in Andechs still, nachdem es 2015 wegen künstlerischer Differenzen zum Bruch gekommen war. Jetzt gibt es die Fortsetzung unter dem Titel "Carl Orff Fest - Andechs und Ammersee". Für das Programm ist der Komponist und Orff-Schüler Wilfried Hiller verantwortlich.
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Carl Orff Fest
Interview Wilfried Hiller
Der Komponist Wilfried Hiller war 13 Jahre lang Schüler und Vertrauter von Carl Orff. Ihm ist besonders daran gelegen, die "Carl Orff-Festspiele" nicht nur unter neuem Namen wiederzubeleben, sondern auch programmatisch neu auszurichten. Früher standen jedes Jahr zwei Inszenierungen im Zentrum, nun soll neben Orff auch das Ambiente zum Tragen kommen. "Carl Orff war ein Ammerseer vom Mittelmeer", hat August Everding über den Komponisten gesagt. Darin spiegelt sich auch die Beziehung von Orff zum Ort, zum See und zu der Umgebung. Früher fand das Festival nur in Andechs statt. Nun hat Hiller zusammen mit dem Intendanten des Festivals, Florian Zwipf-Zaharia, ein Programm entwickelt, das Andechs und den Ammersee einbezieht.
Wilfried Hiller | Bildquelle: Wilfried Hiller
Musikalische Einflüsse auf Orffs Werk möchte man zeigen, so Hiller im Interview zu BR-KLASSIK, das "künstlerische Ambiente". Orffs größte Vorbilder waren Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Claude Debussy und Maurice Ravel. Wenn ein Stück von Ravel gespielt wird und danach ein Stück aus Orffs "Antigonae", sei hörbar, dass Orff die gleichen Töne verwende.
"'Das Weltenrad dreht sich', so heißt ein kurzer Satz, der sich nur um einen as-Moll-Akkord in 'Der Mond' dreht." Hiller stellt in diesem Konzert aus Bachs "Wohltemperiertem Klavier" eine Fuge in dis-Moll dazu, dann kommt wieder "Das Weltenrad dreht sich", dann Bartóks Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug, "die Orff sehr wichtig war, weil hier das Klavier als Schlagzeug benutzt wird", so Hiller
Ich habe Orff noch auf dem Sterbebett versprochen, dass ich, solange ich lebe, mich für sein Werk einsetzen werde.
Hiller war mit Carl Orff eng verbungen, freundschaftlich und über die Musik. Sogar an Orffs Sterbebett habe er versprochen, sich bis zum Lebensende für dessen Werk einzusetzen. Und um zu erläutern, was Orffs musikalischen Kosmos ausmacht, erzählt Hiller: "Er hat mich oft um 6 Uhr in der Früh angerufen und gemeint: 'Komm raus, ich hab' hier eine neue Platte von Miles Davis', oder Don Ellis, der ihn interessierte, weil er ungerade Rhythmen verwendete. Er meinte, es würde ihn so freuen, wenn seine Musik von Pop- oder Jazz-Musikern bearbeitet würde. Aber es gab bislang immer wieder Leute, die dagegen waren, Orffs Musik zu bearbeiten."
Nun willigt auch der Verleger ein und ermöglicht damit den Programmpunkt des Orff-Fests "Wer dumm is, der soll draußen bleiben - ein Konzert für alle". Da wird originaler Orff mit anderen Musikstilen kombiniert: Das "In trutina" aus den "Carmina Burana" im Original gesungen leitet über in eine Jazz-Nummer, die dann wieder zum "In trutina" zurückkehrt. Orff sei sehr vom Jazz beeinflusst gewesen, so Hiller, auch von den Comedian Harmonists. Wenn zum Beispiel "Veronika, der Lenz ist da" direkt übergeht in Orffs "Als die Treue ward geborn", weiß man nicht, wo das eine Stück aufhöre und das andere anfange.
Das "Carl Orff Fest - Andechs & Ammersee" startet am 8. Juli und dauert bis zum 12. August 2018
Infos zum Programm und Tickets gibt es auf der Webseite carl-orff-fest.de.
Sendung: "Leporello" am 6. Juli 2018, 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK.