Beethoven
Freiheit über alles
Erst 1957 kamen 13 Briefe an die Öffentlichkeit, die Beethovens Verhältnis zu der verwitweten Gräfin Josephine Deym (geb. Brunsvik) beleuchten. Sie dokumentieren für den Zeitraum von 1804 bis 1807 seine längste und wohl auch tiefste Liebesbeziehung. Er hoffte damit wieder auf persönliches Glück. Der auf den 20. September 1807 datierbare Brief lässt dann schon das Ende ahnen ...
Liebe, geliebte, einzige J.! – auch wieder nur einige Zeilen von Ihnen machen mir große Freude – Wie oft habe ich, geliebte J., mit mir selbst gekämpft, um das Verbot, welches ich mir auferlegte, nicht zu überschreiten- aber es ist vergebens, tausend Stimmen flüstern mir immer zu, daß Sie meine einzige Freundin, meine einzige Geliebte sind. Ich vermag es nicht mehr zu halten, was ich mir selbst auferlegt, o liebe J., lassen sie uns unbekümmert auf jenem Wege wandeln, worauf wir so oft glücklich waren. Morgen oder übermorgen sehe ich Sie, möge der Himmel mir eine ungestörte Stunde bescheren, wo ich mit Ihnen bin, um die lang‘ entbehrte Unterredung zu haben, wo einmal wieder mein Herz und meine Seele Ihnen wieder begegnen kann.
(…) wo ich vor einigen Tägen wieder zurückgekommen, kaum war ich wieder in Wien angelangt, so war ich 2 mal bei Ihnen – konnte aber nicht so glücklich sein, Sie zu sehen. Es tat mir wehe – und ich vermutete, daß Ihre Gesinnung sich vielleicht geändert (…) meine Gesundheit wird täglich besser, und so hoffe ich, bald wieder mehr für meinen Freunde leben zu können – vergeßen sie mich nicht – verdammen Sie nicht
Ihren Ihnen ewig treu ergebnen Beethowen
Ich komme eben heute in die Stadt – und könnte beinahe meinen Brief selbst übergeben – wenn ich nicht zweifelte, ob es mir nicht zum dritten mal fehlschlagen könnte, Sie zu sehen
(Beethoven: Dreizehn unbekannte Briefe von Beethoven, hg. von Joseph Schmidt-Görg, Beethoven-Haus Bonn 1957)