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Edith Piaf, der "Spatz von Paris" Diese exzessive Überdosis Leben

Unter ärmlichsten Bedingungen kommt Edith Piaf am 19. Dezember 1915 in einem Pariser Arbeiterviertel zur Welt. Als sie später auf der Champs-Elysee tingelnd vom Kabarettbesitzer Louis Leplée entdeckt wird, wendet sich ihr Schicksal. Bald begeistert sie als "Spatz von Paris" die Welt mit ihren Chansons.

Edith Piaf | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Was für ein Leben! Exzessiv, egoistisch, einzigartig - und schon zu Lebezeiten legendär! Edith Piaf, die nur 1,47 Meter kleine große Frau des Chanson, die mit nicht einmal 48 Jahren starb, abgemagert auf 36 Kilo, ausgezehrt und gezeichnet von jahrzehntelangem Alkohol-, Tabletten- und Morphiummissbrauch, von Entzügen und Rückfällen, endete ein Künstlerleben der Extreme, das doch so existentiell für ihre Kunst sein sollte: Absturz und Höhenrausch und die immer währende gierige Suche nach Liebe.  

Mindestens vierzehn leidenschaftliche Beziehungen

Piafs Männerverschleiß – auch dies eine Sucht! Mindestens vierzehn leidenschaftliche Beziehungen hatte sie. Dazu zahllose One-Night-Stands und Affären, etwa mit dem acht Jahre jüngeren Yves Montand, dessen Talent sie entdeckte und generalstabsmäßig förderte, oder Charles Aznavour oder George Moustaki. Piaf hält sich Männer und entsorgt sie, wenn sie sich mit ihnen langweilt. Doch sie alle lieben die Piaf: Jean Cocteau oder der über zwanzig Jahre jüngere Grieche Théo Sarapo, ihr zweiter und letzter Ehemann, den sie noch zwei Jahre vor ihrem Tod heiratete.

Ein Lebenskarussel im Turbo-Modus

Mit 17 bekommt sie ihre einzige Tochter, die mit nur eineinhalb Jahren an einer Hirnhautentzündung stirbt. Ihre ganz große Liebe, den Boxer Marcel Cerdan, verliert sie bei einem Flugzeugabsturz. Abstürze auch für die Piaf, die die Motordrehzahlen ihres Lebenskarussells wie einen Turbo nach oben schrauben. Ein Lebenskarussell, das die Künstlerin immer wieder aus der Bahn katapultiert und schließlich endgültig aus dieser exzessiven Überdosis Leben wirft.

Es war ein prägendes Leben, das unter ärmlichsten, wenig vielversprechenden Bedingungen als Édith Giovanna Gassions am 19. Dezember 1915 im Hôpital Tenon in einem  schäbigen Arbeiterviertel des 20. Pariser Arrondissement begann. Der Vater: Akrobat. Die Mutter: Schlangenmensch – eine leichtlebige Gelegenheitssängerin. Die Tochter: stört…. Ausgerechnet die Oma väterlicherseits, eine Puffmutter, kann der verwahrlosten Edith Halt geben. Mit sieben holt sie ihr Vater wieder zu sich, schleppt sie in Paris von Rummel zu Rummel. Hier entdeckt sie ihre Stimme. Für Piaf soll sie zum lebenserhaltenden Ventil werden.

Meine Stimme singt nicht allein, die Stimmen vieler singen in mir.
Edith Piaf

Als Edith zufällig kurze Zeit später auf der Champs-Elysee tingelnd vom Kabarettbesitzer Louis Leplée entdeckt wird, wendet sich ihr Schicksal. Frisch ausgestattet mit dem Künstlernamen Piaf – der Spatz – beginnt ihr unaufhörlicher Siegeszug. Leplées Erfolgsrezept: Die Authentizität ihrer Herkunft. Indem Piaf singt, lebt sie, beschwört sie, sucht sie – melancholisch, verzweifelt, trotzig. Die Chansons der Piaf werden zum bestürzenden Soundtrack ihres Lebens.

"Meine Stimme singt nicht allein, die Stimmen vieler singen in mir", sagte die Piaf einmal. Es sind Stimmen eines Lebens, die sie prägten, Stimmen einer eisernen Kämpferin, süchtig nach Sehnsucht und Liebe. Dafür war sie bereit, einen hohen Preis zu bezahlen. Zu hoch, selbst für Unsterblichkeit.

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