Es war ein Schock für die Musikwelt: Mit nur knapp 36 Jahren starb Fritz Wunderlich, als er eine Treppe runterstürzte. Die Aufnahmen des Jahrhundert-Tenors sind legendär und bis heute unübertroffen. Nun wäre Wunderlich 85 geworden.
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Porträt Fritz Wunderlich
"Nur die absolut natürliche Tongebung"
Wer Mozart-Gesang in Vollendung haben will, bei Tamino oder Belmonte, öffnet seinen Plattenschrank in der Regel dort, wo er Aufnahmen von Fritz Wunderlich bereit hält – dem Sänger, der durch seinen tödlichen Treppensturz mit 36 Jahren nicht älter wurde als Mozart. Aus dem vereinbarten MET-Debüt wurde nichts mehr. Immerhin blieb Fritz Wunderlich Zeit genug, aus ärmlichen Verhältnissen in der rheinland-pfälzischen Provinz den Weg an die großen Bühnen von Stuttgart, München und Wien zu finden, von Mailand und London, auch nach Salzburg zu den berühmten Festspielen. Nicht nur in Opern, auch beim Liedrepertoire wusste Wunderlich nur zu genau, was für ihn als Interpret zu tun war.
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Fritz Wunderlich stand nur zehn Jahre auf der Opernbühne.
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1961 als Prinz Ramiro in Rossinis "La Cenerentola"
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Als Henry in Strauss' Oper "Die schweigsame Frau", 1962 München
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In Werner Egks Oper "Die Verlobung von San Domingo" 1963
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In der Titelpartie der Oper "Palestrina" 1964 in Wien
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Als Tamino in der Zauberflöte 1964 ...
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... zusammen mit Anneliese Rothenberger als Pamina ...
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... und Hermann Prey als Papageno.
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Und als Belmonte in "Die Entführung aus dem Serail" 1965
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Sein Singen hatte eine Jugendlichkeit, die jedes Ohr im Sturm eroberte. Wunderlich besaß eine Tenorstimme, deren Attraktivität sich auch dem musikalischen Laien sofort erschloss. Betörender Schmelz verband sich mit männlichem Silberklang, blitzender Charme mit elektrisierendem Elan.
Für den Kenner bot Wunderlich ein gesangstechnisches Niveau vom Feinsten: Koloraturen, die sich wie Perlen an der Kette reihten, ohne nur als stimmliches Ausstellungsobjekt zu dienen; Spitzentöne, die durch ihre Mühelosigkeit und Leuchtkraft überwältigen. Eine Extraportion Eleganz machte jede Musik, die Wunderlich zum Besten gab, hörenswert. Sein Musizieren bestach durch unverschämte Leichtigkeit, strahlte schlicht und einfach Spaß aus. Und den Naturburschen verleugnete dieser Vortragskünstler nie.