Der ungarische Dirigent Iván Fischer veranstaltet in seinem Heimatland gerade eine Reihe von Synagogenkonzerten. Sein Ziel ist es, in Ungarn über das Leben und Schicksal von Juden im II. Weltkrieg aufzuklären.
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In Zeiten zahlreicher antisemitischer Strömungen in seinem Heimatland will Iván Fischer nicht tatenlos bleiben. Er ist heute Chef des Berliner Konzerthausorchesters und des Budapest Festival Orchestra. Und mit Mitgliedern dieses Orchesters ist er gerade in Ungarn unterwegs und gibt im Umland von Budapest sogenannte Synagogenkonzerte. Damit will er an jüdisches Leben in Ungarn erinnern und für Toleranz werben - ganz speziell auf dem Land, wo die einst großen jüdischen Gemeinden im II. Weltkrieg vernichtet wurden.
Die Leute, die da heute wohnen, wissen gar nichts. Für uns ist die Aufklärung das Wichtigste: Dass wir den Leuten erzählen wie das Leben war - zusammen mit Christen und Juden in diesem Dorf.
Budapest selbst hat die größte jüdische Gemeinde Osteuropas. Dort sind - im Gegensatz zum Umland - die Synagogen aufwendig renoviert worden. 100.000 Menschen sollen der Gemeinde angehören. Die Zahlen lassen sich, so Iván Fischer, aber nur schwer schätzen. Sein Ziel ist und bleibt die Aufklärung: Er will Vorurteile abbauen und Erinnerungen wieder lebendig werden lassen. Deshalb organisiert der Dirigent etwa auch Konvois mit Trinkwasser und Lebensmitteln, um Flüchtlingen in Ungarn zu helfen. Auch wenn viele jüdische Jugendliche Budapest Richtung Berlin oder Amerika verlassen, gibt der Dirigent nicht auf. Er gibt weiter seine Synagogenkonzerte: "Vielleicht bin ich naiv, vielleicht bin ich ein Einzelgänger. Aber trotzdem will ich nicht aufgeben, dass es einmal doch besser wird und dass Ungarn nicht endgültig die Seele an den Teufel verkauft."