Wegen seiner Haltung gegenüber Russland und seiner Freundschaft zu Putin haben sich die Münchner Philharmoniker von ihrem Chefdirigenten Valery Gergiev im März getrennt. Jetzt geht der Ärger weiter: Der Konzertmeister des Orchesters geht mit Gergiev in Russland auf Tour.
Der Geiger Lorenz Nasturica-Herschcowici ist hauptberuflich Konzertmeister der Münchner Philharmoniker. Doch auf Wunsch des ehemaligen Chefdirigenten Valery Gergiev hat er schon seit einigen Jahren einen lukrativen Nebenjob. Er spielt auch bei Gergievs Mariinsky-Orchester. Und ist jetzt mit Gergiev und dem Orchester in Russland auf Tour.
Vor Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine wurde Nasturica-Herschcowicis doppeltes Engagement von den Münchner Philharmonikern hingenommen. Doch wie geht das Orchester jetzt mit der Situation um? Schließlich ist die Haltung gegenüber dem mittlerweile fast überall geächteten Dirigenten Gergiev klar. Auf Anfrage des Münchner Merkur bestätigten die Philharmoniker, dass Nasturica-Herschcowici mit dem Mariinsky-Orchester spielen werde. Der Handlungsspielraum der Philharmoniker ergebe sich aus dem Arbeitsrecht, teilten die Philharmoniker mit. Aus arbeitsrechtlicher Sicht sei gegen die Nebentätigkeit ihres Konzertmeisters nichts einzuwenden. "Inwieweit sie ethisch zu vertreten ist, muss jeder, der sie ausübt, für sich selbst verantworten", hieß es in der Erklärung gegenüber dem Merkur weiter. Die Stadt München hat sich als Rechtsträger der Philharmoniker bislang nicht zur Angelegenheit geäußert.
Sendung: "Leporello" am 3. Mai 2022 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK