Die großen Sommerfestivals in Bayreuth und Salzburg neigen sich dem Ende zu bzw. sind bereits gelaufen. An beiden Orten war der Zulauf des Publikums erfreulich hoch. In Bayreuth etwa wurden alle der 911 Karten, die pro Vorstellung zur Verfügung standen, verkauft. Der Drang nach Live-Oper und Konzerten war groß, Entwöhnungserscheinungen konnten nicht festgestellt werden – trotz Einschränkungen und Hygienekonzepte durch die Pandemie. Der Umgang in Salzburg und Bayreuth damit war völlig unterschiedlich. Maximilian Maier schildert seine Sicht der Dinge in unserer Zugabe.
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Die Herausforderungen für die Festivals waren gewaltig: Personalisierte Tickets, 3G-Nachweise, Kartenrückgaben und -umtausche, ständige Kontrollen. Dabei immer freundlich, zuvorkommend, hilfsbereit. Das Personal sowohl in Bayreuth als auch in Salzburg kann man nicht genug loben. Der Umgang mit den Corona-Restriktionen war dann aber doch stark unterschiedlich.
Die Salzburger Festspiele hatten schon Erfahrungen aus dem letzten Jahr und den Vorteil, dass die Politik den Festivals in Österreich – natürlich auch tourismusbedingt – einen hohen Stellenwert einräumte. Alle Plätze in den Salzburger Spielstätten durften voll besetzt werden, erst sogar ohne Maskenverpflichtung. Diese Lockerung wurde dann aber nach einem Corona-Fall schnell wieder zurückgenommen. Vor dem Betreten der Häuser zeigte man sein Ticket und den Nachweis über eines der drei G – und man war drin. Alles recht entspannt, gerade für einen bayerischen Besucher.
In Bayreuth dagegen war es um einiges strenger. Lange mussten die Festspiele warten, bis der Freistaat wenigstens das sogenannte "Schachbrettmuster" für das Festspielhaus genehmigte. Sprich, jeweils ein Platz vor, hinter und zu beiden Seiten neben jedem Besucher mussten frei bleiben. Für das Publikum waren die Umstände ansonsten ähnlich. Nur bei Regen – da wurde man nass. Die wenigen Unterstände boten zu wenig Platz. Dass ist bei Kartenpreisen für mehrere hundert Euro dann doch ein starkes Stück.
Weitaus krasser war der Unterschied zwischen den Festivals allerdings beim Umgang mit den Mitwirkenden. In Salzburg wurden die Künstler alle drei Tage getestet, allerdings nur, wenn sie nicht geimpft oder genesen waren. In Bayreuth mussten sich alle jeden Tag testen lassen, unabhängig von der Immunisierung. Plus: Streicherinnen und Streicher mussten im Graben mit FFP2-Maske musizieren, die Chorsequenzen wurden live zugespielt. Warum – auch im Vergleich zu den Münchner Opernfestspielen – ein so rigides Hygienekonzept nötig war? Diese Frage müssen sich die Festspielleitung und die Stadt Bayreuth schon gefallen lassen. Dass die Künstlerinnen und Künstler all das mitgemacht haben, fast möchte man sagen, diese Opfer gebracht haben, ist eine wunderbare Nachricht dieser Festspielsaison.
Eine weitere ist, dass mitunter packendes, gelungenes, aber auch provozierendes und diskussionswürdiges Musiktheater stattgefunden hat. Endlich gibt es Oper wieder live, endlich können wir uns auch untereinander wieder live mit ihr auseinandersetzen. Das ist das Wichtigste. Möge es besonders für die Mitwirkenden in Bayreuth nächstes Jahr mit noch mehr Freude und weniger Opfern verbunden sein.
Sendung: "Allegro" am 27. August 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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