Bei den Bayreuther Festspielen debütiert die Sopranistin Anja Harteros in diesem Jahr als Elsa im "Lohengrin". Ob sie da nervös ist? Und wie steht es um ihr Verhältnis zu Wagner - oder anders gesagt, wie beurteilt sie dessen Verhältnis zu Frauen? Sie selbst sieht sich jedenfalls nur auf der Bühne als Diva; nach dem Auftritt freut sie sich auf ihr Zuhause.
Man solle das zwar nicht überbewerten, sagt Anja Harteros im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa, aber die Eröffnungspremiere und ihr Debüt in Bayreuth, das sei schon etwas Besonderes. Für Wagner interessiere sie sich sehr, habe sich aber nie gesagt, dass sie unbedingt in Bayreuth auftreten müsse.
Anja Harteros freut sich auf die Spurensuche im Richard-Wagner-Haus und vor allem auf die Arbeit mit Christian Thielemann. Die Musik von Richard Wagner sei ein absoluter Traum, allerdings erlebe sie auch aggressive Momente auf der Bühne: "Das Frauenbild, das hier gezeigt wird, ist teilweise völlig überholt. Aus dem Blickwinkel einer modernen Frau ist das gelegentlich schwer zu ertragen."
Außerhalb Europas möchte Harteros nicht mehr auftreten, man sei in diesem Beruf die ganze Zeit vom Zuhause weg. Am liebsten wäre ihr ein Aktionsradius auf engem Raum, "so dass ich wie jeder andere normale Mensch nach getaner Arbeit nach Hause fahren kann."
Lebensqualität beginnt für die Sängerin bei den banalen Dingen, wie dem Schlafen im eigenen Bett. "Jeder Mensch zieht sich morgens ein frisches Hemd, eine frische Bluse an - und wir 'Diven' müssen morgens im Waschbecken eines Hotelzimmers unsere Sachen waschen. Schließlich kann man ja nicht für fünf Wochen frische Kleidung mitnehmen."
Auch sie sei eine Diva, wenn sie auf der Bühne steht und eine Hauptrolle singt, "dann bin ich die Person, auf die sich alles konzentriert. Wenn ich aber privat Samtags morgens beim Einkaufen bin, fühle ich mich sicher nicht als Diva."
Sendung: "FESTSPIELZEIT Live aus dem Festspielhaus" am 25. Juli ab 15:57 Uhr in BR-KLASSIK