Die Operette "Ball im Savoy" von Paul Abraham kam am 23. Dezember 1932 erstmals in Berlin auf die Bühne. Wenige Monate später, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, wurde das Stück abgesetzt. Der emanzipatorische Inhalt der Operette war im Hitler-Deutschland nicht erwünscht, zumal Musik und Text von Juden stammten. Am Staatstheater Nürnberg feiert am 19. Januar eine Neuinszenierung der Operette Premiere. Die Macher wollen den frivol-frechen Geist der 1930er Jahre wiederaufleben lassen.
Bildquelle: Bettina Stöß
Madelaine und Aristide de Faublas kommen aus ihren Flitterwochen nach Nizza zurück. Ein Jahr waren sie auf Reisen. Kurz nach der Ankunft bekommt der Marquis de Faublas ein Telegramm von seiner Ex-Geliebten. Sie bittet um das, was er ihr einst versprochen hat: ein festliches Abendessen just beim Ball im Savoy. Die Ehefrau Madelaine dreht an diesem Abend den Spieß aber einfach um. Sie trifft sich mit einem jungen Mann in einem Separee. Genau neben jenem, in dem ihr Mann mit seiner Ex-Geliebten sitzt. Eine Frau, die sich das herausnimmt, was sonst nur Männer machen – im "Ball in Savoy" werden Rollenbilder auf den Kopf gestellt, so Regisseur Stefan Huber: "Es ist ein bisschen dieses durchaus subversive Element, das die Operette hat. Man wollte natürlich frivol sein und mit den Klischees spielen." Und genau das nehmen sich Huber und sein Team vor.
Es ist so, als wollte man das, was sich die Gesellschaft in den Zwanzigerjahren erkämpft hatte, nochmal hochfeiern.
"Ball im Savoy" am Staatstheater Nürnberg – Probenfoto | Bildquelle: Staatstheater Nürnberg / Bettina Stöß Die Besetzung spielt dabei eine ganz eigene Rolle: Für die Nürnberger Inszenierung hat Stefan Huber das Musikkabarettisten-Trio "Geschwister Pfister" verpflichtet. Tobias Bonn spielt den vermeintlich untreuen Ehemann Aristide de Faublas. Die anderen Mitglieder des Geschwister-Pfister-Trios mischen ebenfalls auf dem "Ball im Savoy" mit. Eine wichtige Figur: die Komponistin Daisy Parker, die unter männlichem Pseudonym veröffentlicht. Ihren Part übernimmt Christoph Marti. Den Macho Mustapha Bey hingegen, der viele Frauen geliebt, es aber nun auf Daisy Parker abgesehen hat, spielt Andreja Schneider: ein Mann in einer Frauenrolle also, und eine Frau als Mann. Ein ganz besonderer Tanz auf dem Ball im Savoy. Für Stefan Huber ist die Operette, die kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Berlin uraufgeführt wurde, ein Stück Verdrängung vor dem Unheil, dass Deutschland damals drohte: "Es ist so, als wollte man das, was sich die Gesellschaft in den 20er, 30er Jahren erkämpft hatte, festhalten und nochmal hochfeiern. Fast ein bisschen Verdrängung auch, Eskapismus im weitesten Sinne."
Das Freche, Erotische, Frivole, auch die Anklänge an den Jazz wurden nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Operette wieder verbannt. Die 1950er Jahre waren bekanntermaßen bieder. Das Staatstheater Nürnberg knüpft nun wieder an die Originalversion von 1932 an – mitsamt der Mischung aus verschiedenen Genres, etwa den jazzigen Tänzen, dem lasziven Walzer oder den dadaistisch angehauchten Dialogen.
Es ist mit sehr viel Charme und Augenzwinkern erzählt.
Hauptdarstellerin Frederike Haas, die Madelaine de Faublas spielt, liebt genau diese Vielfalt in Paul Abrahams Werk: "Hier beim 'Ball im Savoy' haben wir das Glück, dass viele musikalische Genres und Nummern drin sind. Es gibt ein Lied, das wie ein Chanson klingt und eines, was eher wie ein Schumann-Lied wirkt – dann aber auch richtig klassische Stellen mit großem Opernchor. Von allem steckt etwas drin." Man komme immer mit einem Ohrwurm aus dem "Ball im Savoy", erzählt Frederike Haas. Und verspricht einen Operettenabend, der alles andere als angestaubt ist: "Natürlich sind die Geschichten immer noch das, was sie sind. Es ist jetzt kein Shakespeare oder so. Aber es ist alles mit sehr viel Charme und Augenzwinkern erzählt."
"Ball im Savoy"
Operette von Paul Abraham
Staatstheater Nürnberg
Premiere: 19. Januar 2019, 19:30 Uhr
Infos zu weiteren Terminen und zum Vorverkauf finden Sie auf der Homepage des Theaters.
Sendung: "Allegro" am 19. Januar 2019 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK.
Eine Kritik der Premiere senden wir am Montag, den 21. Januar 2019, in der Sendung Allegro ab 6:05 Uhr.