Mit einem offenen Brief protestieren die Bayerischen Chorverbände gegen die geplanten Kürzungen im Musikunterricht an Bayerischen Grundschulen. Gemeinsames Musizieren stärke die Gemeinschaft, soziale Kompetenz und Konzentrationsfähigkeit.
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Die vier bayerischen Chorverbände wehren sich gegen eine geplante Kürzung beim Musikunterricht an bayerischen Grundschulen. Die Verbände, die rund 90.000 Sängerinnen und Sänger vertreten, wenden sich in einem offenen Brief direkt an die Bayerische Staatsministerin für Unterricht und Kultus, Anne Stolz.
Hintergrund sind die Ergebnisse der jüngsten Pisa-Studie, weswegen im Rahmen eines Maßnahmepakets an bayerischen Grundschulen wieder mehr "Zeit und Raum für Lesen, Schreiben und Rechnen geschaffen werden" soll. Das sei "richtig und zielführend", so die Verbände, jedoch appellieren sie an die Regierung, "dass eine solche Stärkung nicht zu Lasten der musikalischen Unterrichtung erfolgen darf." Gerade Musikunterricht trage ganz wesentlich zur sprachlichen und sozial-emotionalen Bildung bei, wie es in dem Schreiben vom 31. Januar heißt. Die positiven Einflüsse von Musik auf verschiedene Bereiche des Lernens, sowohl auf sozialer wie kognitiver Ebene, sei in vielen Studien bewiesen. "Keinesfalls darf es daher Stundenkürzungen beim Musikunterricht an unseren Grundschulen geben."
Grundsätzlich zeigt die Landesregierung durchaus Interesse an der Stärkung musikpädagogischer Angebote an Bayerischen Schulen. So hat sie für dieses Schuljahr das Konzept der "musikbegeisterten Grundschule" ausgearbeitet. Grundschulen, die das neue Zertifikat verliehen bekommen, durchlaufen verschiedene Förderprogramme und verankern das gemeinsame Musizieren in den normalen Schulalltag. Partner dieser Initiative sind die Bayerische Landeskoordinierungsstelle Musik (BLKM) und der Bayerische Musikrat (BMR).
Bayerns Kinder stark machen: Keine Stundenkürzung beim Musikunterricht an Grundschulen!
Sehr geehrte Frau Staatsministerin,
als Reaktion auf die Ergebnisse der jüngsten Pisa-Studie soll im Rahmen eines Maßnahmenpakets in den bayerischen Grundschulen mehr Zeit und Raum für Lesen, Schreiben und Rechnen geschaffen werden. Wir halten dies für richtig und zielführend, möchten aber als Repräsentanten der vier großen bayerischen Chorverbände darum nachsuchen, dass eine solche Stärkung nicht zu Lasten der musikalischen Unterrichtung erfolgen darf. Denn gerade Musikunterricht und musikalische Betätigung tragen ganz wesentlich zur sprachlichen und darüber hinaus zur sozial-emotionalen Bildung bei. Unsere Grundschulkinder brauchen einen qualifizierten und vor allem auch regelmäßig stattfindenden schulischen Musikunterricht mindestens im bisherigen Rahmen. Keinesfalls darf es daher Stundenkürzungen beim Musikunterricht an unseren Grundschulen geben. Die positiven Auswirkungen von Musik auf das Lernen, insbesondere aber auch auf die Entwicklung von sprachlichen, mathematischen und sozialen Fähigkeiten gerade bei Kindern im Grundschulalter, wurden durch zahlreiche Studien wissenschaftlich belegt. Das Erlernen und Singen von Liedern und das Rhythmisieren von Texten stärken die Sprachkompetenz. Musikalische Betätigung fördert die dringend für alle schulischen Bereiche notwendige Konzentrationsfähigkeit. Gemeinsames Musizieren stärkt die Gemeinschaft und soziale Kompetenz. Daher darf im Rahmen des anstehenden Maßnahmepakets der Musikunterricht an unseren Grundschulen keinesfalls gekürzt werden. Wir bitten Sie, unserer Forderung bei Ihrem Maßnahmepaket Rechnung zu tragen und wünschen Ihnen im Namen der bayerischen Chorverbände dabei eine glückliche Hand. Mit freundlichen Grüßen (Alexander Seebacher) (Dr. Paul Wengert) Bayerischer Sängerbund e.V. Chorverband Bayerisch-Schwaben e.V. (Prof. Dr. Friedhelm Brusniak) (Hermann Arnold) Fränkischer Sängerbund e.V. Maintal Sängerbund 1858 e.V. Bayerischer Sängerbund e.V.
Sendung: Leporello am 01. Februar 2024 ab 16:05 Uhr
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