Die Bayreuther Festspiele 2021 sollen stattfinden. Festspielchefin Katharina Wagner hat nun genauere Pläne dazu vorgestellt. Nach der coronabedingten Absage der Veranstaltungen 2020 wird bei den diesjährigen Festspielen einiges anders sein. So stehen zum Beispiel konzertante Vorstellungen auf dem Spielplan. Außerdem wird Andris Nelsons wieder auf dem Grünen Hügel dirigieren.
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Nachdem die letzten Bayreuther Festspiele sehr früh abgesagt wurden, scheint Katharina Wagner nun an einen üppigen Festspielsommer zu glauben: Der Blick aufs veröffentlichte Programm ist vielsprechend, wobei die große Premiere im Festspielhaus da fast eine Nebenrolle spielt.
Als erste DIrigentin am Pult der Bayreuther Festspiele: Oksana Lyniv | Bildquelle: © Oleg Pavlyuchenkiy Dmitri Tscherniakow wird Wagners "Fliegenden Holländer" in Szene setzen – eine unspektakuläre, aber nach den wilden Arbeiten von Hans Neuenfels oder Frank Castorf in der Vergangenheit eine stimmige Wahl. Tscherniakow arbeitet gerne tiefenpsychologisch präzise und erweitert den Rahmen eines Werks oft behutsam und intelligent. Mit Oksana Lyniv am Pult des Festspielorchesters wurde eine der interessantesten Dirigentinnen engagiert. Sie ist im Musikbetrieb zu recht viel gefeiert und gebucht, was nicht an einer Quote oder Genderkorrektheit liegt. Als Wiederaufnahmen kehren Tobias Kratzers "Tannhäuser" und Barrie Koskys formidable Inszenierung der "Meistersinger von Nürnberg" zurück.
Die Erwartungen sind natürlich enorm – von der Außenwelt und auch von mir selbst.
Spektakulär wird es in der von Dramaturgin Marie Luise Maintz kuratierten Reihe "Diskurs Bayreuth": Wagners Ring wird nämlich bildenden Künstlern und Performerinnen überantwortet, die den Opernzyklus neu interpretieren – außerhalb der Festspielhausbühne. Nikolaus Habjan bereichert den Festspielpark mit einem "Rheingold" als Puppenspiel, sowie Neuer Musik von Gordon Kampe und neuem Text von Paulus Hochgatterer. "Siegfried" wird von Jay Scheib multimedial aufbereitet, die Japanerin Chiharu Shiota installiert die "Götterdämmerung", ebenfalls im Festspielpark. Fehlt noch die "Walküre": die wird im Festspielhaus vom künftigen Ring-Dirigenten Pietari Inkinen dreimal geleitet. Österreichs Nationalheiligtum, der mit Strömen von Blut und weiteren Körpersäften arbeitende Hermann Nitsch, soll das Ganze inszenieren, installieren, überschütten. Man darf gespannt sein, wie Klaus Florian Vogt (Siegmund), Lise Davidsen (Sieglinde) und Günther Groissböck (Wotan) mit den sicher sehr haptischen Bühnenideen zurechtkommen.
Der Vertrag von Musikdirektor Christian Thielemann liefe Ende 2020 aus. | Bildquelle: picture alliance/APA/picturedesk.com Viel spekuliert wurde zuletzt um die Zukunft von Christian Thielemann: Bleibt er Musikdirektor? Darf sein Porsche weiterhin direkt am Festspielhaus parken? Wird er weiter Einfluss nehmen auf die Dirigentenbesetzungen, sich um den Bayreuther Thielemann-Sound sorgen? Katharina Wagner erklärt im Gespräch mit BR-KLASSIK, natürlich wolle und werde man weiter zusammenarbeiten. Der ausgelaufene Vertrag werde momentan neu verhandelt, das dauere allein deshalb noch etwas, weil Thielemann eben auch andere Verpflichtungen habe und es schlicht um die Koordination gehe. 2021 hat er zumindest Zeit, einen konzertanten Parsifal auf dem Grünen Hügel zu dirigieren. Andris Nelsons, der einst – von Thielemann entnervt – das Handtuch warf, wird heuer zurückkommen und zwei Wagner-Potpourris leiten.
Auf der erfreulichen Seite steht noch eine Personalie: Ulrich Jagels wurde zum neuen kaufmännischen Geschäftsführer ernannt. Er wechselt von der Oper in Leipzig, wo er Verwaltungsdirektor gewesen ist, nach Bayreuth. Jagels tritt die Nachfolge von Holger von Berg an, dessen Vertrag im April ausläuft.
Den Wechsel zu den wohl bekanntesten Festspielen weltweit empfinde ich als besonderen Karriereschritt.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters hatte vor Weihnachten ein "Bömbchen" hochgehen lassen als sie sagte, sie wünsche sich Strukturveränderungen in Bayreuth. Seitdem schweigt sie aber, und es wird viel und wild spekuliert. Gut unterrichtete Kreise berichten von Angeboten an stimmberechtige Mitglieder der Wagner-Angehörigen, sich gegen Geld zurückzuziehen. Katharina Wagner erklärt, aus ihrer Sicht gehe es einzig um die Frage, wer die anstehenden, kostenintensiven Sanierungen des Festspielhauses plant und verantwortet. Sie selbst würde tatsächlich Veränderungen begrüßen. Momentan gibt es ein kaum zu durchschauendes Konglomerat aus Kompetenzen und Mitspracherechten. Es bleibt spannend.
Genauso spannend ist die Frage, wie viel Publikum im Sommer zugelassen wird, ob die Chöre im Haus auftreten oder zugespielt werden müssen. Es wird also durchaus mit heißer Nadel gestrickt. Wenn das Programm indes in der geplanten Form stattfinden sollte, könnte es künstlerisch ein wirklich heißer Sommer werden.
Am 25. Juli sollen die Festspiele mit der Premiere des "Fliegenden Holländers" eröffnet werden. Am 25. August endet der Festspiel-Sommer in Bayreuth mit einem Konzert unter Leitung von Andris Nelsons. Mehr Informationen zum Programm finden Sie hier.
Sendung: "Leporello" am 29. Januar ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Montag, 01.Februar, 17:38 Uhr
Rolf P. Schwibbe
Cellokonzert
Grüßgott!
Heute haben Sie ein Cellokonzert (eine Ausgrabung) vorgestellt. Wie heisst der Komponist bitte?
Dank und Gruß
Rolf P. Schwibbe
BR-KLASSIK: Bitte wenden Sie sich über diese Mailadresse (br-klassik@br.de) an den Hörerservice, am besten mit einer Uhrzeit, wann Sie das Cellokonzert gehört haben. Vielen Dank. Freundliche Grüße, das BR-KLASSIK-Team