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Beethovenpreis für syrisch-palästinensischen Flüchtling Musik gegen die Verzweiflung

Der 27-jährige syrisch-palästinensische Pianist Aeham Ahmad erhielt am 18. Dezember in Bonn den von einer Musikerinitiative vergebenen Internationalen Beethovenpreis. Aeham Ahmad wuchs im syrischen Palästinenser-Flüchtlingslager Jarmuk in Damaskus auf und studierte Musik in Homs und Damaskus.

Aeham Ahmad | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Die Texte zu seinen Liedern für die Menschen im Lager hat er nicht selten selbst verfasst. Nachdem das Flüchtlingslager im syrischen Bürgerkrieg komplett zerstört worden war, schob der Pianist sein Klavier durch die Straßen und spielte für die wenigen verbliebenen Bewohner. Als IS-Milizionäre sein Klavier verbrannten, flüchtete er nach Europa.
Ahmad, der als "Pianist von Jarmuk"  bekannt wurde, lebt seit September in Deutschland. Derzeit hält er sich in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Kirchheim auf. Am Montag solle er in einen Landkreis umziehen, sagte die Sprecherin des Gießener Regierungspräsidiums, Gabriele Fischer.

Nach der Ankunft in Kirchheim organisierte Schreiber für Ahmad in einem Klavierladen in Bad Hersfeld ein Mietklavier. Das stehe jetzt in einem Sozialraum des Flüchtlingsheims. Ahmad spielte für die anderen Flüchtlinge, und er besitzt mittlerweile ein eigenes Instrument: Der Musiker Herbert Grönemeyer habe ihm ein Piano geschenkt. In sein Zimmer, in dem er mit seinem Onkel und einem Freund lebt, habe er schon Kinder eingeladen, um mit ihnen zu singen und Musik zu machen, so Schreiber. Außerdem sei er von verschiedenen Vereinen und Flüchtlingsorganisationen aus ganz Deutschland zu Konzerten eingeladen worden. "Er hatte eine Ausnahmegenehmigung von der Residenzpflicht."

Lieder über das Lagerleben und Fassbomben

Schreiber bezeichnet Ahmad als "arabischen Wolf Biermann". In seinen politischen Liedern, die er auf arabisch singt, spiegele sich das Lagerleben wider - die Problematik von Strom und Wasser, seine Identität als Palästinenser, Kinder, die nichts zu essen haben, Fassbomben. Derzeit sei der Musiker "unheimlich glücklich" und beeindruckt von der Großzügigkeit und Menschlichkeit der Deutschen, so Schreiber. Nächstes Ziel sei seine Anerkennung als Flüchtling. Danach wolle er sofort den Antrag stellen, seine Frau und seine beiden Söhne nachzuholen. "Das ist momentan das Wichtigste."

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