Das Programm war bereits fertig, und nächste Woche hätte der Kartenverkauf für die Carl-Orff-Festspiele 2017 in Andechs beginnen sollen. Doch dann wurde das Festival Ende vergangener Woche abgesagt. Der Grund: Der Kulturmanager und Veranstalter Florian Zwipf-Zaharia musste mit seiner Firma cultus production GmbH Insolvenz anmelden. Verantwortlich sollen zu geringe Einnahmen aus Kartenverkäufen bei anderen Kulturveranstaltungen sein.
Bildquelle: © Kloster Andechs
Die Göttin Fortuna scheint es mit Andechs gerade nicht ganz so gut zu meinen. Zumindest nicht mit den ortsansässigen Carl Orff-Festspielen. Für viele Jahre, zwischen 1998 und 2015, fanden sie am Heiligen Berg im Sommer zur Erinnerung an den Komponisten Carl Orff (1895-1982) statt, der hier, in der Andechser Wallfahrtskirche, begraben ist.
Bereits vor der Saison 2016 kam es zum Streit zwischen der Carl Orff-Stiftung und dem langjährigen Festival-Leiter Marcus Everding. Resultat: Die Stiftung zog ihre Aufführungsgenehmigung für Orffs Kompositionen zurück - wegen verfälschender Eingriffe in die Werke, wie es hieß. Everding sprach daraufhin von "Zensur" - und das Kloster stellte das Festival ein. 2016 fanden die Carl Orff-Festspiele nicht statt. Doch für 2017 wurde eine Neuauflage geplant, die nicht nur im Andechser Florian-Stadl, sondern zusätzlich an mehreren Orten rund um den Ammersee stattfinden sollte.
Carl Orff | Bildquelle: picture-alliance/dpa Wegen finanzieller Schwierigkeiten wird daraus nun nichts: Die veranstaltende cultus production GmbH musste die bereits komplett geplante Saison 2017 ersatzlos streichen: ein schwerer Schlag für den Andechser Kultursommer. Klostersprecher Matthias Glaab sieht für nächsten Sommer eine Lücke. Aber da es keine inhaltlichen Differenzen mit dem Kulturmanager Florian Zwipf-Zaharia gegeben habe, werde man weiterhin mit ihm im Gespräch bleiben. Dabei sei es wichtig festzuhalten, so Glaab, dass das Kloster Andechs bei den Orff-Festspielen nicht selbst als Veranstalter auftrete, sondern nur die Räumlichkeiten zur Verfügung stelle.
Weil es seinerzeit Carl Off ermöglicht hat, hier begraben zu werden, hat das Kloster eine übergreifende Verantwortung, kulturell als Ermöglicher aufzutreten.
Die Hoffnung bleibt also bestehen, dass das Produktionsteam der cultus production nach einem Jahr Pause 2018 in Andechs wieder Orff-Festspiele anbieten wird. Das wünscht sich auch Florian Zwipf-Zaharia. Man sei in der Planung bereits sehr weit gewesen: "Ich habe die Sänger, Produktionsteams etc. schon an Bord gehabt. Und dann kam kurzfristig die Malaise dazwischen, dass bei zwei anderen Festivals die Tickets ganz schlecht verkauft worden sind - warum auch immer. Eine vielfältige Palette von Gründen, die mich dazu gezwungen hat, nochmals neu nachzudenken."
Und nach dem Nachdenken musste sich Zwipf-Zaharia eingestehen, dass die Orff-Festspiele 2017 nicht zu schaffen sind. Völlig aufgeben will er aber nicht: "Ich bin überzeugt davon, dass ich das in den Griff bekomme. Ich habe auch schon große Schritte vorwärts machen können. Und jetzt hängt es davon ab, dass wir uns in der nächsten Zeit zusammensetzen und nochmals genau überlegen: Was wollen wir machen, was wollen wir erreichen."
Für den Leiter der Carl Orff-Stiftung, den Komponisten und ehemaligen Orff-Schüler Wilfried Hiller, geht es bei den Festspielen, die er selbst 1992 ins Leben gerufen hat, weniger ums Populäre. "Die Carl Orff-Stiftung darf laut Satzung selbst keine Veranstaltungen durchführen. Das muss jemand anderes machen. Die Stiftung kann aber Konzerte, die mit Orff zu tun haben, unterstützen. Und dem Veranstalter einen Zuschuss geben. Das ist dann nicht unbedingt die 'Carmina Burana'. Denn die wird ja - wie mir mal jemand sagte - alle zehn Minuten auf der Welt gespielt. Das ist dann vor allem der unbekannte Orff." Nachdem sich das Rad der Fortuna - wie man in Orffs Carmina lernt - beständig weiterdreht, darf man also davon ausgehen, dass die Göttin auch das Andechser Orff-Festival wieder einmal mit ihrer Gegenwart beehren wird.